Revolutionäre Frauen: Ito Noe

https://proxy.duckduckgo.com/iu/?u=https%3A%2F%2Ftse3.mm.bing.net%2Fth%3Fid%3DOIP.VGvgCvtEBy2Of-9xS45x4QHaLj%26pid%3D15.1&f=1Ito Noe, geboren am 21. Januar 1895 war eine japanische Schriftstellerin, Anarchistin und Feministin. Im Alter von 20 Jahren – sie war bereits Mutter zweier Söhne – engagierte sie sich als Herausgeberin eines Kulturmagazins an der Universität: Seito. Seito wandte sich unter ihrer Leitung zunehmend sozialkritischen und feministischen Themen zu und radikalisierte sich politisch. Fünf Ausgaben des Magazins wurden infolge dessen von der Regierung aus Gründen der ‚Sittlichkeit‘ unter Zensur gestellt.

Ito selbst schrieb zu tabuisierten Themen wie Abtreibung, Prostitution, weiblicher Sexualität und arrangierten Ehen. Ito trat vehement für die Legalisierung von Abtreibungen, genau wie für die Legalisierung von Prostitution ein, da sie ein uneingeschränktes Recht auf körperliche Selbstbestimmung von Frauen propagierte. Staatliche Einmischung und Bevormundung von Frauen kritisierte sie scharf. Die Arbeit in der Prostitution setzte Ito Noe außerdem in Verbindung mit einer sozial-ökonomischen Kritik und argumentierte: Dadurch dass es im japanischen Sozialsystem kaum Möglichkeiten für Frauen gäbe sich finanziell zu versorgen, würden viele durch ökonomische Zwänge in die Prostitution gedrängt. Als Frau ums Überleben zu kämpfen dürfe aber auf keinen Fall Anlass für Bestrafung sein.

Auch mit dem Thema ‚freie Liebe‘ setzte sich Ito sowohl praktisch als auch theoretisch auseinander. In ihrem Text ‚Von einer Frau an ihren Ehemann‘ bemerkt sie selbstkritisch, dass sie sich in ihrer (offenen) Ehe sehr nach traditionellen Rollenvorstellungen verhält. Sie kommt zu dem Schluss, dass sie eine gewisse Distanz zu ihrem Ehemann braucht, um sich selbst als Maßstab zu setzen und sich treu zu bleiben. In weiteren Texten widmet sie sich einer kritischen Auseinandersetzung mit dem Klassensystem und der Ausbeutung von Arbeiterinnen und Mädchen und in ‚Realität ohne Regierung‘ illustriert sie das selbstorganisierte Leben einer ländlichen Dorfgemeinschaft als positives Beispiel für gelebten anarchistischen Kommunismus. Zusätzlich übersetzte sie Texte von Emma Goldman ins Japanische. Ito Noe kritisierte die Obrigkeitshörigkeit in der japanischen Gesellschaft ihrer Zeit scharf und plädierte für einen alltäglich gelebten Anarchismus um in vielfältigen kleinen Schritten den Kokutai[¹] zu unterwandern.

Aufgrund ihrer deutlichen Kritik am politischen System und dem japanischen Herrscher war Ito Noe starker Repression ausgesetzt. Ständig hatte sie Schikanen durch die Polizei zu ertragen, so dass sie kaum das Haus verlassen konnte ohne angehalten zu werden. Dora Russell und ihr Mann Bertrand trafen Ito Noe 1921 gemeinsam in Japan. Auf Dora Russells Frage ob sie nicht Angst habe, dass die Autoritäten ihr etwas antun würden, soll Ito zynisch, mit einer Hand ihre Kehle streifend geantwortet haben: „Ich weiß dass sie es tun, früher oder später.“
Trotz des Wissens um ihre Gefährdung propagierte Ito Noe weiterhin unerschrocken ihre Ideen von einer besseren Gesellschaft und trat öffentlich für ihre Überzeugungen ein.

In dem vom großen Erdbeben von Kanto ausgelösten Durcheinander wurden Ito Noe, ihr zweiter Ehemann Osugi Sakae, selbst Anarchist, und sein sechsjähriger Neffe am 16. September 1923 von der Militärpolizei verhaftet und zu Tode gefoltert. Ihre Leichen wurden anschließend in einer Müllanlage entsorgt. Ito Noe war zum Zeitpunkt ihrer Ermordung 28 Jahre alt.

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[1] Kokutai ist ein Konzept aus dem Japanischen und Beschreibt die Verbindung aus Regierungssystem, nationaler Identität bzw. Einheit und Souveränität des Herrschers

Literatur:

https://libcom.org/history/noe-ito-1895-1923

Terasaki, Akiko & Lenz, Ilse (Hrsg. & Übers.): „Ito Noe – Frauen in der Revolution – Wilde Blume auf unfreiem Feld“, Karin Kramer Verlag, Berlin 1978.

Revolutionäre Frauen

Beginnend mit dem 8. März wollen wir euch im Laufe der Zeit auf unserem Blog ein paar Frauen vorstellen, die in der Gesellschaft und auch in der linken Szene unserer Wahrnehmung nach nach häufig vergessen werden oder gänzlich unbekannt sind. Sie alle haben in ihrem Leben irgendwas für den Feminismus und den Anarchismus getan.

Los geht es mit Ito Noe, einer japanischen Schriftstellerin, Anarchistin und Feministin:

https://anam.noblogs.org/post/2019/03/08/revolutionaere-frauen-ito-noe

Falls ihr aus euren politischen Schwerpunkten Menschen kennt, die dank cis-männlich dominierter Geschichtsschreibung irgendwie Untergegangen sind, könnt ihr unsere Reihe natürlich gerne als Inspiration für eigene Veröffentlichungen nutzen.

Wir haben auf jeden Fall ein paar interessante und (für uns) neue Menschen kennen gelernt und einiges über die Geschichte der eigenen Bewegung erfahren.

Viel Erfolg bei euren Projekten zum 8. März und danach,
viel Spaß beim Lesen &
solidarische Grüße

ana*m

„Queerfeministisches Frauen*streikbündnis“ hat sich in Marburg gegründet

Der 8. März als feministischer Kampftag rückt immer näher und während bundes- und weltweit die Vorbereitungen laufen, haben sich auch in Marburg Menschen zusammengefunden, um einen queerfeministischen Streik zu organisieren. Yeah!

Weitere Infos zu Aktionen in Marburg bekommt ihr auf ihrer Facebookseite und per Mail unter 8maerzmr@riseup.net, zur bundesweiten Struktur gehts hier.

Im Folgenden der Aufruf des Marburger Bündnisses:

„Wenn wir die Arbeit niederlegen, steht die Welt still.“
Am 8. März ist Internationaler Frauen*kampftag!

Unter diesem Motto breitet sich eine weltweite Bewegung von streikenden Frauen und Queers* aus, von Polen bis Brasilien, von New York bis Hongkong, von Spanien über Nigeria bis Australien. Auch wir sehen Grund zum Streik und sagen: Es reicht! Lasst uns am 8. März zusammen streiken!
Frauen* erhebt euch alle!
Wir stellen uns gegen jegliche Diskriminierungen auf Grund von Hautfarbe, Geschlecht, sozialer Herkunft, Religion, Behinderung, sexueller Orientierung und gender identity.
Wir stellen uns gegen jegliche Übergriffe gegenüber marginalisierten Gruppen.
Wir lassen uns das nicht länger gefallen!
Wir fordern eine Beachtung unserer bezahlten und/oder unbezahlten sowie emotionalen Arbeit, die wir tagtäglich leisten, ungefragt und unsichtbar.
Wir fordern ein Recht auf körperliche und sexuelle Selbstbestimmung für alle!

Deswegen rufen wir hier in Marburg dazu auf, am 8. März mit uns gemeinsam auf die Straße zu gehen, laut und solidarisch zu sein!
Ab 17 Uhr vom Hauptbahnhof zum Erwin-Piscator-Haus.
Wir sind das queerfeministische Frauen*streikbündnis Marburg und bilden einen eigenen Block auf der Demo.
Wir tragen dabei lila Halstücher und/oder Schürzen und ziehen lärmend mit Töpfen und Kochlöffeln durch die Straßen. Schließt euch uns an und solidarisiert euchmit den weltweiten feministischen Frauen*streiks!

Weitere Informationen gibt’s hier:
www.frauenstreik.org (allgemeine Informationen zu den deutschlandweiten feministischen Frauen*streiks),
• 8maerzmr@riseup.net (Mailadresse der Ortsgruppe Marburg),
• bei einem Kreativtreffen vor der Demo am 4. März von 12 bis 19 Uhr im DGB-Haus,
• bei einem offenen Nachtreffen am 18. März ab 18 Uhr im Café Q,
• und last, but not least sprecht uns auch gerne auf der Demo am 8. März an.

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Für die Gesellschaft der Vielen – Völkische Verbindungen entschieden entgegentreten!

Am 24.11.2018 findet unter dem Titel „Junges Europa“ eine Nazi-Veranstaltung der Germania Marburg statt. Die Germania Marburg gehört mit den lokalen Burschenschaften der Rheinfranken und Normannia-Leipzig der „Deutschen Burschenschaft“ (kurz „DB“) an. Die DB geriet schon mehrere Male aufgrund ihrer menschenverachtenden Ideologie in die Schlagzeilen (siehe „Ariernachweis-Debatte“1).

Die Germania ist dabei nicht nur „irgendeine“ Burschenschaft, sondern nahm in den letzten Jahre über eine wichtiger Vorreiterrolle innerhalb der „Neurechten Bewegung“ ein. Ihre Vernetzungen in die „Identitäre Bewegung“, „AfD & Junge Alternative“, dem rechten Think-Tank „Institut für Staatspolitik“, „Antaios Verlag“ und weiteren reaktionären Organisationen wurde durch zahlreiche antifaschistische Recherchen belegt2. Mitglieder der Germania Marburg agieren dabei als wichtige Führungspersonen des Rechtsrucks und sind zuständig für ihre interne Vernetzung3. Dabei schrecken die Burschenschafter auch nicht davor zurück Journalist*innen4 oder lokale linke Strukturen wie das Havanna8 anzugreifen. Kurz: Die Germania Marburg hat kein Nazi-Problem, sondern ist ein Nazi-Problem.

Um dies weiter voranzutreiben haben sie Alain de Benoist, Benedikt Kaiser und Philip Stein eingeladen.

Insbesondere ist hier Alain de Benoist (Referent zu „Was ist Populismus?“) wichtig. Er gilt als Gründervater der „Nouvelle Droit“ („Neuen Rechten“). Seine Werke werden innerhalb der „Neuen-Rechten“ rezipiert und sind Standartwerke ihrer Ideologie. Er selbst war eine lange Zeit nicht mehr in Deutschland um ein Vortrag zu halten.

Es ist bei diesen bekannten Namen davon anzunehmen, dass viele rechte Aktivist*innen (besonders aus dem Spektrum der Burschenschaften und der Identitären Bewegung) deutschlandweit nach Marburg kommen werden um im Haus der Germania Marburg sich die Vorträge anhören zu können.

Genau dies gilt es aktiv zu verhindern!

Deswegen laden wir alle Antifaschist*innen dazu ein nach Marburg zu kommen um ihre Veranstaltung zu einem Desaster zu machen!

Unser Motto: Willkommen im Roten Marburg – Nazi sein heißt hier Probleme kriegen!

1http://www.spiegel.de/lebenundlernen/uni/rechtsruck-im-dachverband-burschenschafter-streiten-ueber-ariernachweis-a-767788.html

2https://stadtlandvolk.noblogs.org

3https://www.huffingtonpost.de/2017/07/27/burschenschaften-afd-_n_17597626.html

4http://www.fr.de/rhein-main/junge-alternative-schlagende-verbindungen-a-1279461

Organize! Antifaschistische Wochen

Momentan findet in Marburg die Veranstaltungsreihe „Organize! Antifaschistische Wochen“ statt. Wir unterstützen die Kampagne und empfehlen euch allen, bei den Veranstaltungen vorbeizuschauen.

Die Website der Kampagne findet ihr hier: https://organizemr.noblogs.org

 

Hier nochmal der Ankündigungstext der Genoss*innen:

Organize! – Antifaschistische Wochen!

Marburg bleibt rot? Sicherlich nicht von alleine. Und auch aktuell ist die Situation abseits linker Szenetreffpunkte, deren Erhalt wie beim Havanna 8 keineswegs sicher ist, vielerorts weniger angenehm, als sich das manch eine*r vielleicht eingestehen mag.
In der Oberstadt sitzen nach wie vor die DB Burschenschaften (und andere), die in AfD, IB, EinProzent und anderen extrem rechten Organisationen aufgehen und den gesellschaftlichen Rechtsruck organisieren und voran treiben. Die AfD mag in Marburg weniger ein Fuß in die Tür bekommen, dennoch erhält sie im Landkreis und auf dem Richtsberg Zustimmung – einem Stadtteil, der außerdem durch eine zumindest in Teilen islamistische Moschee samt Anhänger*innenschaft heraussticht. Aus dem Umland trauen sich die ehemals Soilders of Odin, jetzt hessische Wölfe, mehrmals als offensichtliche Nazis durch die Stadt zu laufen. Im gleichen Zeitraum treiben vermutlich eher weniger organisierte Neonazis ihr Unheil, vornehmlich im Südviertel stickern sie massiv und sprühen Hakenkreuze. Im Mittel- bzw. Nordhessischen Umland ist die Situation auch nicht besser, dort ist u.a. der Reichshof Knüll und mit Stanly Röske und Tobias Voll, zentrale Personen aus dem Combat18-Netzwerk, zu finden, wie unlängst veröffentlicht wurde.

Neben Faschist*innen verschiedener Coleur darf auch der evangelikale Christustreff am Ortenberg und in der Oberstadt nicht vergessen werden. Dieser fällt etwa durch die Jahrestagung der Akademie für Psychotherapie und Seelsorge (APS) auf, die vermeintlichen ‚Homoheilern‘ und Sexist*innen eine Bühne bietet. Mit der geplanten Mitbenutzung des Lokschuppens versuchen sie einen weiteren Ort zur Verbreitung ihres homophoben, sexistischen und reaktionären Gedankengut zu schaffen. Der Christustreff ist kein alleiniger christlich-fundamentalistischer Akteur, sondern ebenfalls in entsprechende Netzwerke in der Region eingebettet, beispielsweise mit Idea e.V. aus Wetzlar.

Aufgrund dieser Probleme haben wir uns entschieden, eine Organize-Antifa-Kampagne für und mit verschiedenen Linken oder einfach Leuten, die keinen Bock auf Faschos haben, in Marburg durchzuführen. Wir wollen in dieser Kampagne Wissen und Know-How zu antifaschistischer Arbeit weitergeben, Organisierungsprozesse unterstützen und Leute zu politischem Aktivismus motivieren. Außerdem möchten wir dadurch erreichen, dass sich Menschen neu oder besser kennenlernen und vernetzen. Das Ganze soll durch eine Reihe von Vorträgen, Workshops und geselligen Aktivitäten erreicht werden, für die kein Vorwissen oder ähnliches notwendig ist. Außerdem finden wir, dass es langsam mal wieder Zeit für eine riesige Antifa-Demo in Marburg ist…

In einem ersten Schritt werden wir uns gemeinsam anschauen, welche antiemanzipatorischen Organisationen und Netzwerke es in Marburg und Umgebung gibt, bevor wir darüber ins Gespräch kommen möchten, was sinnvolle und effektive Gegenstrategien sind. Außerdem werden wir coole linke Projekte, Orte und Gruppen vorstellen. Im letzten Teil wird es dann etwas praktischer: Ihr könnt lernen, wie man sich ordentlich auf Demos vorbereitet und was man sonst noch beachten muss, wenn man politisch aktiv ist.

Nazis bleiben Nazis machen Nazisachen, beispielsweise Brandsätze auf Moscheen schmeißen oder Fotograf*innen bewaffnet angreifen, wenn man sie nicht daran hindert – und das gilt es zu tun! Packen wir’s an!

Solidarität mit der Besetzung des Hambacher Forst!

Wir solidarisieren uns mit der Besetzung des Hambacher Forstes (nahe Köln), dessen Räumung und Rodung unbedingt verhindert werden muss! Der Energiekonzern RWE will den Forst roden, um seinen Braunkohletagebau, die größe CO2-Schleuder Europas, weiter auszubauen. Der Abbau von Braunkohle für die Verstromung ist ein gewichtiger Faktor, der den Klimawandel weiter vorran treibt. Dieser hat jetzt schon weltweit lebensgefährliche Folgen und muss aufgehalten werden.

Der Hambacher Forst ist seit über sechs Jahren von Aktivist*innen besetzt, viele Baumhäuser, die dauerhaft bewohnt sind, Infrastruktur und vieles mehr wurden gebaut. Gerade aus anarchistischer Sicht ist der Hambi ein Ort, an dem der Kampf für Klimagerechtigkeit und ein selbstbestimmtes, freies Leben zusammenkommen. Der Forst ist ein Ort des Widerstandes, den wir nicht aufgeben werden!

Nach Wochen des Schikanierens der Waldbewohner*innen und Räumungen einiger Stellen wird seit heute die gesamte Besetzung versucht zu räumen. Wenn ihr könnt, kommt in den Wald und verteidigt unsere Freiräume und das Recht auf ein gutes Leben für alle!

Solidarität mit den Klimaaktivist*innen!

Solidarität mit den Waldbesetzer*innen!

Bullen& RWE raus aus dem Hambi!

 

Hier bekommt ihr aktuelle Infos über die anhaltenden Baumhausräumungen:

https://hambacherforst.org/blog/2018/09/07/ticker-september-2018/ https://twitter.com/HambiBleibt, https://twitter.com/Oaktown1312, #hambibleibt #hambacherforst

Solidarität mit dem Havanna Acht!

Seit über 30 Jahren befindet sich in Marburg, gegenüber des Alten Universitätsgebäudes in einem kleinen denkmalgeschützten Fachwerkhaus die linksradikal-feministische Kneipe (vgl. Selbstverständnis des Havanna Acht) Havanna Acht. In dem dunklen Kneipenraum hat schon so manch eine marburger Zecke ihre Abende verbracht. Doch damit könnte es bald vorbei sein. Das Gebäude des Havanna Acht wurde verkauft und der neue Vermieter hat den Mietvertrag gekündigt.

Warum die Schließung des H8 für die anarchistische Bewegung in Marburg ein Einschnitt wäre, soll in dieser Soli-Erklärung, die sich vorallem an Anarchist*innen aus anderen Städten, aber auch an alle anderen solidarischen Menschen richtet, dargelegt werden. Denn obwohl das Havanna Acht sich nicht explizit als anarchistisch versteht bzw. bezeichnet, lebt es doch anarchistische Praxis. Vorallem zwei Faktoren stechen dabei heraus: der Anarchosyndikalismus und der Anarchafeminismus.

Zunächst zum Anarchosyndikalismus. Das Havanna ist nicht gewerkschaftlich organisiert. Von den Verbindungen zur FAU, die es einmal gegeben haben soll, bleibt heute nur ein Plakat hinterm Tresen: „Keine(r) braucht Chefs!“ Doch eben dieser anarchosyndikalistische Grundsatz wird im H8 gelebt. Die Kneipe wird kollektiv geführt; es gibt weder Angestellte noch Chef*innen. Gearbeitet wird „selbstbestimmt und bedürfnisorientiert“, so das Selbstverständnis (ebd.). Auf Solidarität unter den Arbeitenden wird hier viel Wert gelegt und wer sie fragt, wird hören, dass das Arbeitsklima im Havanna Acht um ein Vielfaches angenehmer ist, als in jedem Lohnarbeitsverhältnis. In dieser Praxis sieht sich das Kollektiv als explizit antikapitalistisch (vgl. ebd.).

Als Anarchafeminist*innen ist uns natürlich der feministische und antidiskriminatorische Anspruch des Havanna besonders wichtig. Wer hier grenzüberschreitend handelt wird des Raumes verwiesen. Das gibt es in anderen Kneipen in Marburg, wo vorallem Sexismus eine Alltäglichkeit ist, in der Konsequenz nicht. Natürlich kann es in einer auf Ungleichheit basierenden Gesellschaft keinen komplett diskriminierungsfreien Raum geben. Dennoch: Ein Freiraum wie das Havanna Acht ist in Marburg einzigartig und sollte es schließen müssen, gäbe es hier keinen mehr. Gerade in Zeiten des zunehmenden Rechtsrucks, in denen vermehrt farbentragende Burschis durch die Innenstadt ziehen, ist ein solcher Raum unverzichtbar.

Zu guter Letzt ist das Havanna Acht für die anarchistische Bewegung, wie für die anderen Teile der radikalen Linken, ein wichtiger Treffpunkt. Nicht nur ist die Kneipe ein wunderschöner Ort, um die abendliche Mate oder das abendliche Bier zu konsumieren, sondern ist das Kollektiv auch stets bereit, emanzipatorischen Veranstaltungen einen Raum zu bieten. So haben auch von unseren bisher vier öffentlichen Veranstaltunngen drei im Havanna Acht stattgefunden (Vorträge Was ist Anarcha-Feminismus mit about:fem, unterstützt vom AFLR; Antisemit, das geht nicht unter Menschen mit Jürgen Mümken und Auf nach Buchholz! mit Pro Choice Sachsen).

Zusammengefasst würde, sollte das Havanna Acht dicht machen müssen, ein Ort der herrschaftsarmen Organisierung, ein feministischer Freiraum und ein politischer Treffpunkt verloren gehen. Das fänden wir extre, schade und deshalb sprechen wir dem Kollektiv unsere volle Solidarität aus und werden es bei seinem Kampf um seinen Raum so gut wir können unterstützen. Wir fordern unsere Genoss*innen, Mitverschwörer*innen und Freund*innen in allen Städten auf, es uns nach Möglichkeit gleichzutun. Weitere Infos dazu, was passiert und wie ihr helfen könnt findet ihr unter savetheH8.noblogs.org.

Das Havanna Acht bleibt, sonst wird’s ungemühtlich!

ana*m

Mobivortrag: Auf nach Annaberg Buchholz!

Jährlich finden in in Annaberg-Buchholz, einer Kleinstadt in Sachsen, sogenannte „Schweigemärsche für das Leben“ statt. Daran nehmen circa 400-700 evangelikale Fundamentalist*innen teil.

Um diesem Treiben entgegenzuwirken plant das „Pro-Choice Bündnis Sachsen“ eine Demonstration mir dem Titel „Leben Schützen: Abtreibung legalisieren“

Eine Person aus dem Bündnis wird dazu nach Marburg kommen um einen Mobivortrag im Havanna8 (Lahntor 2) um 21 Uhr zu halten.

Alle weiteren Infos bezüglich Hin- und Rückreise werden demnächst hier veröffentlicht werden.

Für Feminismus & Genderwahn Fighten! Gemeinsam auf die Straßen Annabergs – Gegen religiösen Fundamentalismus und dem Nationalen Konsens!

Aufruf: Kein Raum für Homophobie, Sexismus und Religiösen Fundamentalismus! Gegen die Jahrestagung der Akademie für Psychotherapie und Seelsorge!

Wir rufen dazu auf an den Protesten teilzunehmen! Kein Gott, Kein Staat, Kein Patriarchat!

Die Akademie für Psychotherapie und Seelsorge (APS) gastiert am Wochenende des 27.-28. April 2018 im Konferenzzentrum der Evangelischen Hochschule Tabor anlässlich ihrer Jahrestagung mit dem Motto „Vorbilder! Orientierung oder Verführung?“. Die APS gibt sich als Organisation mit dem „Zweck, Begegnungen zwischen Psychotherapie und christlicher Seelsorge in Wissenschaft und Praxis zu fördern“. Unter diesem Leitbild organisiert sie in regelmäßigen Abständen Kongresse, veranstaltet eine jährliche Tagung, und ist Herausgeberin der Zeitschrift „P & S – Magazin für Psychotherapie und Seelsorge.“ Im Jahr 2009 wurde die Stadt Marburg zum Austragungsort eines Kongresses der Organisation. Unter dem Motto „Begegnung zwischen Psychotherapie und Seelsorge in Wissenschaft und Praxis“ wurde dazu geladen, sich insbesondere mit den Themen der Sexualität und der sexuellen Orientierung auseinanderzusetzen.

Mit dabei waren auch Redner und Gruppen, die für „Konversionstherapien“, also die „Heilung“ von Homosexuellen warb. Neun Jahre später sind es die gleichen Strukturen, die zur Jahrestagung laden. In gewohnter Manier sind dazu Redner*innen eingeplant, deren menschenverachtende Ideologie einige von ihnen nur schwer zu verbergen wissen. So wird am Freitagabend der Theologe Dr. Michael Rhode sprechen. Rhode ließ sich bei einer Geprächsrunde im Rahmen eines „Kirchentages“ im Jahr 2009 etwa zu folgendem aus: „Sex ist von Gott vorgesehen für einen Mann und eine Frau, die sich versprochen seien (…) Wenn eine Ehe scheitert, ist das eine Sünde. (…) Homosexualität ist eine Disposition, die ich mit dem Willen steuern kann.” Weiter sagt er: „Sex ohne Bindung zum Partner lässt sich nicht mit dem christlichen Glauben vereinbaren, (…) auch Sado-Maso-Sex ist eine Fehlform” . Auf die Frage, was geschehe, wenn sein Sohn homosexuell sei, postulierte er, dass das aufgrund seiner Prägung wohl unwahrscheinlich sei.

Personell wie auch strukturell ist die APS innerhalb christlich-fundamentalistischer Zusammenhänge bestens vernetzt. So werden ihr Vorsitzender, Dr. Martin Grabe, sowie der Theologe und Therapeut Martin Drogat, von der „Stiftung Therapeutische Seelsorge“ als Dozenten aufgeführt. Die „Stiftung Therapeutische Seelsorge“ ist eine Tochterorganisation der Organisation „Entschieden Für Christus“ (EC), und vertritt offen homo- und trans*feindliche, sowie sexistische Positionen. Sie schreibt über sich selbst: „Seelsorge, Therapie und Lebensstiländerungen, und die damit verbundene Lösung seelischer Konflikte, sowie die überwindung und Bewältigung von Lebenskrisen, geschieht in seelsorgerlich therapeutischen Gesprächen, in denen der Seelsorger den Ratsuchenden begleitet. Der Seelsorger weiß sich dabei unter der Führung des Heiligen Geistes.“ In familialistischem Duktus inszeniert sich die Stiftung dabei auch offensiv gegen Gleichstellungspolitiken und

Geschlechtergerechtigkeit und postuliert in einem als offener Brief an Angela Merkel adressierten Schreiben: „Die liebevolle Partnerschaft von Mann und Frau stellt als biologisch wie biblisch begründete Lebensform die optimalen Bedingungen für Kinder bereit, um zu starken und verantwortungsvollen Persönlichkeiten zu wachsen und heranzureifen. Sie erleben und achten die Verschiedenheit der Geschlechter, deren gemeinsame Würde und einen konstruktiven Umgang miteinander.“ Martin Drogat, nach eigenen Angaben Diplompädagoge und Theologe , ist neben seinen Tätigkeiten für die Akademie für Psychotherapie und Seelsorge und die Stiftung Therapeutische Seelsorge auch als Dozent an der evangelikalen „Hochschule“ Tabor am Marburger Ortenberg und Mitarbeiter der Liehrnhof-Akademie .

Ebenfalls Dozent in Tabor ist Roland Werner , ehemaliges Aushängeschild und Gallionsfigur der „ExGay“-Bewegung und überzeugter Schwulenhasser. Werner ist Mitgründer und langjähriger Funktionär der Gruppe „Christus Treff“ in Marburg und Vorstand der „Evangelischen Allianz“ . Der Christus Treff hat im vergangenen Jahr unter anderem dadurch für Aufsehen gesorgt, dass er sich als festes Bestandteil einer langfristigen Nutzung des Lokschuppens auf dem Waggonhallenareal auch gegen massiven Protest hat etablieren können. Es handelt sich, wie nicht zuletzt die Persona Werner zeigt, um eine gut vernetzte christlich-fundamentalistische Organisation, ohne jede Berührungsangst gegenüber dezidiert homofeindlichen und sexistischen Ideologien.

Die Liste ist zu lang, um mit den hier aufgegriffenen Beispielen auch nur annähernd für vollständig erklärt zu werden. Nicht nur in Marburg als Hochburg evangelikaler und christlich-fundamentalistischer Strukturen werden antifeministische und homophobe Positionen wieder selbstbewusst und öffentlich kundgetan, in ganz Hessen haben derlei menschenfeindliche Ideologien Konjunktur, wie ein Blick auf die kürzlich stattgefundene Männerrechtler-Tagung „Familienkonflikte gewaltfrei austragen“ in Frankfurt am Main zeigt.

Als Zeichen des Protests gegen die Veranstaltung der Akademie für Psychotherapie und Seelsorge, und die grassierende gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit von religiös-fundamentalistischen Ideolog*innen finden in Marburg diverse Veranstaltungen statt. Das Bündnis Kein Raum für Sexismus, Homophobie und Religiösen Fundamentalismus ruft am Freitag, den 27. April 2018 um 17 Uhr zur Demonstration auf. Treffpunkt ist der Vorplatz des Cineplexx Marburg.

Am Mittwoch, den 25. April um 21:00 Uhr lädt das Bündnis Kein Raum für Sexismus, Homophobie und Religiösen Fundamentalismus zum Mobilisierungsabend und Infovortrag zur Vorbereitung auf die Demonstration in das Havanna Acht (Lahntor 8, 35037 Marburg).

Am Donnerstag, den 26. April lädt der AStA der Philipps-Universität zur Filmvorführung der Panorama-Dokumentation „Die Schwulenheiler“ mit Diskussion mit Christian Deker im Capitol Center und Infovortrag des Bündnisses Kein Raum für Sexismus, Homophobie und Religiösen Fundamentalismus vor Filmbeginn. Am 7. Mai um 20 Uhr lädt das Autonome Schwulenreferat zum kritischen Vortrag „Das Erbe Sodoms. Gleichgeschlechtlicher Sex in christlicher Ethik“ im Hörsaalgebäude Biegenstraße, Raum +1/0030 mit Yannick Barnekow.

www.noplace.blogsport.de

Emma Goldman – Gelebtes Leben. Eine Lesung mit Maria Hartmann

Wir laden euch alle herzlichst ein zu unserer Veranstaltung aus der Reihe der „Feministischen Kampfwochen Marburg“.

Kommt vorbei, erzählt es euren Freund*innen. Es wird mit Sicherheit ein schöner Abend werden!

Mittwoch: 25.04.18 – Uhrzeit: 19:00

Ort: Trauma im G-Werk

Emma Goldman (1869-1940): Anarchistin, Friedensaktivistin, Antimilitaristin, Atheistin und Feministin. Die Bereiche, in denen ihr Engagement, ihre theoritische Auseinandersetzung und ihre aktive Teilnahme am politischen Geschehen prägend waren, sind vielfältig.

Maria Hartmann stellt Ihnen eine außergewöhnlich mutige Frau vor, die sich einmischte, die Partei nahm und somit immer wieder ins Visier der Sicherheitsbehörden geriet.