Solidarität mit dem Havanna Acht!

Seit über 30 Jahren befindet sich in Marburg, gegenüber des Alten Universitätsgebäudes in einem kleinen denkmalgeschützten Fachwerkhaus die linksradikal-feministische Kneipe (vgl. Selbstverständnis des Havanna Acht) Havanna Acht. In dem dunklen Kneipenraum hat schon so manch eine marburger Zecke ihre Abende verbracht. Doch damit könnte es bald vorbei sein. Das Gebäude des Havanna Acht wurde verkauft und der neue Vermieter hat den Mietvertrag gekündigt.

Warum die Schließung des H8 für die anarchistische Bewegung in Marburg ein Einschnitt wäre, soll in dieser Soli-Erklärung, die sich vorallem an Anarchist*innen aus anderen Städten, aber auch an alle anderen solidarischen Menschen richtet, dargelegt werden. Denn obwohl das Havanna Acht sich nicht explizit als anarchistisch versteht bzw. bezeichnet, lebt es doch anarchistische Praxis. Vorallem zwei Faktoren stechen dabei heraus: der Anarchosyndikalismus und der Anarchafeminismus.

Zunächst zum Anarchosyndikalismus. Das Havanna ist nicht gewerkschaftlich organisiert. Von den Verbindungen zur FAU, die es einmal gegeben haben soll, bleibt heute nur ein Plakat hinterm Tresen: „Keine(r) braucht Chefs!“ Doch eben dieser anarchosyndikalistische Grundsatz wird im H8 gelebt. Die Kneipe wird kollektiv geführt; es gibt weder Angestellte noch Chef*innen. Gearbeitet wird „selbstbestimmt und bedürfnisorientiert“, so das Selbstverständnis (ebd.). Auf Solidarität unter den Arbeitenden wird hier viel Wert gelegt und wer sie fragt, wird hören, dass das Arbeitsklima im Havanna Acht um ein Vielfaches angenehmer ist, als in jedem Lohnarbeitsverhältnis. In dieser Praxis sieht sich das Kollektiv als explizit antikapitalistisch (vgl. ebd.).

Als Anarchafeminist*innen ist uns natürlich der feministische und antidiskriminatorische Anspruch des Havanna besonders wichtig. Wer hier grenzüberschreitend handelt wird des Raumes verwiesen. Das gibt es in anderen Kneipen in Marburg, wo vorallem Sexismus eine Alltäglichkeit ist, in der Konsequenz nicht. Natürlich kann es in einer auf Ungleichheit basierenden Gesellschaft keinen komplett diskriminierungsfreien Raum geben. Dennoch: Ein Freiraum wie das Havanna Acht ist in Marburg einzigartig und sollte es schließen müssen, gäbe es hier keinen mehr. Gerade in Zeiten des zunehmenden Rechtsrucks, in denen vermehrt farbentragende Burschis durch die Innenstadt ziehen, ist ein solcher Raum unverzichtbar.

Zu guter Letzt ist das Havanna Acht für die anarchistische Bewegung, wie für die anderen Teile der radikalen Linken, ein wichtiger Treffpunkt. Nicht nur ist die Kneipe ein wunderschöner Ort, um die abendliche Mate oder das abendliche Bier zu konsumieren, sondern ist das Kollektiv auch stets bereit, emanzipatorischen Veranstaltungen einen Raum zu bieten. So haben auch von unseren bisher vier öffentlichen Veranstaltunngen drei im Havanna Acht stattgefunden (Vorträge Was ist Anarcha-Feminismus mit about:fem, unterstützt vom AFLR; Antisemit, das geht nicht unter Menschen mit Jürgen Mümken und Auf nach Buchholz! mit Pro Choice Sachsen).

Zusammengefasst würde, sollte das Havanna Acht dicht machen müssen, ein Ort der herrschaftsarmen Organisierung, ein feministischer Freiraum und ein politischer Treffpunkt verloren gehen. Das fänden wir extre, schade und deshalb sprechen wir dem Kollektiv unsere volle Solidarität aus und werden es bei seinem Kampf um seinen Raum so gut wir können unterstützen. Wir fordern unsere Genoss*innen, Mitverschwörer*innen und Freund*innen in allen Städten auf, es uns nach Möglichkeit gleichzutun. Weitere Infos dazu, was passiert und wie ihr helfen könnt findet ihr unter savetheH8.noblogs.org.

Das Havanna Acht bleibt, sonst wird’s ungemühtlich!

ana*m