Feministische Kampfwoche(n) Marburg – Fight for Feminism and Genderwahn

Wir sind Teil des wunderbaren Feministische Kampfwoche(n)-Bündnis Marburg.

Mehr Infos über die anstehenden Veranstaltungen findet ihr auf der Website: www.feministischekamfwochemr.noblogs.org. Schaut dort& bei den Veranstaltungen vorbei. Für mehr Feminismus in Marburg und überhaupt!

Im Folgenden noch der Ankündigungstext:

In Deutschland wird der Rechtsruck in den letzten Jahren immer krasser. Mit diesem rechten Backlash einher geht die weitere Zuspitzung patriarchaler Zustände und der Abwertung von LGBTIQ*1, nicht nur in der Extremen Rechten, auf Verbindungshäusern und bei fundamentalen Christ*innen, sondern auch in der sogenannten bürgerlichen Mitte.

Die Veranstaltungen und Bündnisse rund um den “Marsch für das Leben”, die “Demo für Alle”, das “Frauenbündnis Kandel” und den “Frauenmarsch der AfD” sind hier nur als einige ekelhafte und bekämpfenswerte Strukturen zu nennen. Dabei wirkt die “Alternative für Deutschland” als parlamentarischer Arm des Antifeminismus in Deutschland.

In Marburg wird rechte sexistische Kackscheiße beispielsweise in vielen Verbindungen und in den Burschenschaften gefeiert und verbreitet. In christlich-fundamentalistischen Kreisen, wie dem in Marburg ansässigen “Christus Treff” wird beispielsweise von “Schwulenheilung” gesprochen. Am 27./28.4. wird hier in Marburg die mit dem “Christus Treff” eng verstrickte “Akademie für Psychotherapie und Seelsorge” stattfinden2.

An der Verurteilung der Gießener Ärtzin Kristina Händel auf Grund angeblicher Werbung für Schwangerschaftsabbrüche wird ebenfalls deutlich, dass das deutsche Rechtssystem kein Interesse daran zeigt, das Informationsrecht für alle Menschen und die damit einhergehende Selbstbestimmung über den eigenen Körper (besonders für Menschen, die schwanger werden können) tatsächlich Beachtung. Dies zeigt: auch der Staat ist (unter anderem) von patriachalen und sexistischen Strukturen durchzogen und wir haben fundamentale Kritik an ihm.

Der Angriff der Türkei auf das kurdische Afrin verstehen wir auch als Angriff auf die in Rojava stattfindende kurdische Frauen*revolution3 . Anstatt aber die YPG/YPJ (kurdische Selbstverteidigungseinheiten) bei ihrem erfolgreichen Kampf gegen die menschen- und frauen*verachtenden Islamist*innen des Daesch/IS zu unterstützen, wird die Türkei weiterhin unter Anderem mit Waffenlieferungen unterstützt. Dies kann als aktive Unterstützung bei der Bekämpfung eines emanzipatorischen und hoffnungschenkenden Projekts in der Region bewertet werden: des auf Ökologie, Selbstverwaltung der Befreiung der Frau* beruhenden Demokratischen Konförderalismus.

Das alles können und wollen wir nicht hinnehmen!

Wir haben uns zusammengefunden, um selbst über unsere Körper, unsere Beziehungen und über unser Miteinander leben zu entscheiden. Wir kämpfen für eine Gesellschaft ohne Diskriminierungen, in der jede*r so leben darf, wie er*sie das will. Als Teil unseres Kampfes sehen wir daher, dem kapitalistischen System weltweit an den Kragen zu gehen, Rassismus zu bennenen und zu bekämpfen, die Menschen selbst entscheiden zu lassen, welche*s Geschlecht*er sie haben und jeden Tag als feministischen Kampftag zu leben. Es reicht uns nicht, einmal im Jahr einen “Frauentag” zu haben, an dem als Frauen gelesene Menschen eine Blume geschenkt bekommen. Wir kämpfen für einen explizit queeren, antirassistischen, intersektionalen, revolutionären und herrschaftsfreien Feminismus.

Weg mit den Blumen, her mit dem Genderwahn!

 

1 LGBTIQ* steht für LesbianGayBiTransInterQueer (LesbenSchwuleBisexuelleTransInterQueer), der * für alle Menschen, die durch Heteronormativen diskriminiert werden und sich in der vorhergehenden Aufzählung nicht wiederfinden.

2 Die Website des feministischen Gegenbündnis findet ihr hier: http://noplace.blogsport.de/.

3 Mit Frauen* meinen wir explizit alle Menschen, die sich als Frau oder auch als Frau verstehen.

Wir sehen uns bei den Veranstaltungen!

Vortrag in Kassel: Keine Macht für Niemand?!

Linke Macht-Theorie und antiauthoritäre Umgangsmöglichkeiten.
Eine anarchistische Lesart der Hegemonietheorie.

 

Die tollen Menschen von der Kassler A& O Anarchistischen Aktion& Organisierung laden ein:

Sonntag den 21. Januar um 18:30 Uhr im Kollektivcafé Kurbad, Kassel

Linke haben oftmals ihre Schwierigkeiten mit Herrschaft und der Übernahme von Macht. Die historischen Erfahrungen zeigen, dass diese auch sehr zurecht bestehen und Skepsis angebracht ist, ob die Übernahme von Staatsmacht überhaupt Spielräume für linke Politikansätze eröffnet.
Umso komplizierter sieht es für Anarchist*innen aus, welche bekanntlich alle Herrschaftsverhältnisse abschaffen wollen – ohne die Macht zu übernehmen. Selbstverständlich bedeutet dies in der Praxis keineswegs, dass sie keine Politik machen würden. Stattdessen versuchen sie auf Basisebene für ihre Projekte Zustimmung zu erhalten und bestimmte Vorhaben um- oder auch durchzusetzen. Dabei kommen auch immer wieder Fragen danach auf, wie mit Autoritäten, Gegner*innen oder Bündnispartner*innen umgegangen werden sollte. Das selbe kann aber auch auf höherer Ebene – für eine ganze Gesellschaft – diskutiert werden.

Im Theorie-Vortrag wird zunächst in die marxistische Hegemonietheorie eingeführt, da sie sich für die Entwicklung des politischen Denkens sehr gut eignet und weit verbreitet ist. Wie kann daraus aber eine Herangehensweise entwickelt werden, die einerseits eine kritischen Blick auf Machtverhältnisse hat und andererseits in der Lage ist damit umzugehen – eben weil das bedeutet politische Herausforderungen anzugehen?

 

Schaut auch sonst mal bei denen auf der schicken Website rum: https://a-o-ks.org.

Oury Jalloh- das war Mord!

Aufruf zur Demo am 07.01.2018 in Dessau

 

Wir rufen dazu auf, sich an den Protesten bezüglich des 13. Todestag von Oury Jalloh, der unter immer noch nicht aufgeklärten Umständen am 7.1.2005 in einer Polizeizelle in Dessau verbrannte, zu beteiligen.

Ein Bus aus Marburg fährt am Sonntag, den 7.1.18 um 9.30 Uhr am Hauptbahnhof Marburg nach Dessau zur Demo. Falls ihr noch Bustickets braucht und nicht mehr zu den Vorverkaufsstellen in Frankfurt kommt, meldet euch unter folgender Mailadresse: info@copwatchffm.org.

Also kommt mit nach Dessau und BREAK THE SILENCE!

Dazu im Folgenden der Aufruf der „Initiative in Gedenken an Oury Jalloh“ (Website und weitere Infos: https://initiativeouryjalloh.wordpress.com/):

Liebe Communities, Aktivist*innen, Freund*innen und Unterstützer*innen

unserer Gedenk- und Protest-Demonstration an Oury Jalloh am heutigen 7. Januar 2018 in Dessau:

Lasst uns ein klares Zeichen gegen die kontinuierlich tödliche und rassistische Gewalt des Staates und der systematischen Straflosigkeit für die Täter*innen setzen!

Wir freuen uns, dass Oury’s Bruder Saliou Diallo aus Guinea nach Dessau gekommen ist, um mit uns gemeinsam zu gedenken und zu demonstrieren.

SONNTAG | 07. Januar 2018 | 14 Uhr | Dessau Hauptbahnhof

Vor 13 Jahren verbrannte Oury Jalloh in Dessau in einer Polizeizelle nachdem er durch Polizeibeamte gewaltsam in Gewahrsam genommen und auf einer schwer entflammbaren Matratze an Händen und Füßen fixiert wurde. Bis heute sind die Brand- und Todesursache nicht aufgeklärt, die offiziellen Ermittlungen gingen bislang immer davon aus, Oury Jalloh habe sich trotz intensiver zweimaliger Leibesvisitationen mit einem dabei übersehenen Feuerzeug selbst angezündet.

Der „rechtsstaatliche“ Umgang mit dem polizeigemachten Verbrennungstod Oury Jallohs war zuletzt durch eine breite mediale und landespolitische Aufmerksamkeit und Aktivität geprägt:

Im April 2017 verwirft der leitende Oberstaatsanwalt in Dessau die 12 Jahre lang von den Behörden aufrechterhaltene Selbstmordthese und leitet Mordermittlungen gegen konkret benannte Polizeibeamte ein. Er regt bei der Bundesanwaltschaft an, diese möge die Mordermittlung leiten. Die Behörde lehnt die Zuständigkeit ab: Die den Beschuldigten zur Last gelegten Taten würden nicht „ausreichen“ um eine Zuständigkeit der Bundesjustiz zu rechtfertigen und ein fremdenfeindliches Motiv wäre nicht erkennbar.

Zur Erinnerung: Wir hatten bereits am 11.11.2013 Anzeige wegen Mordes gegen unbekannte Polizisten beim damaligen Generalbundesanwalt gestellt, da es nicht zu widerlegende Hinweise auf Mord gibt. Auch hier lehnte der Generalbundesanwalt seine Zuständigkeit ab, das Verfahren wurde an Dessau zurückgegeben.

Diesmal jedoch landet die Morduntersuchung bei der Staatsanwaltschaft Halle, die das Verfahren im Sommer 2017 einstellt, weil angeblich die Faktenlage „uneindeutig“ ist und auch keine neuen Erkenntnisse zu „erwarten“ seien.

?ZUFALL? ?IRRTUM? !METHODE!

Wie sich zeigt: Eine kolossale Fehleinschätzung! Denn im Juli 2016 hatte die Dessauer Staatsanwaltschaft eine Transparenzoffensive ausgerufen und Medien, Anwältinnen der Familie und die Initiative in Gedenken an Oury Jalloh zu einem Brandversuch eingeladen, der schon einen Monat später stattfand – nicht zuletzt, weil der Ermittlungsdruck durch unabhängige und durch Spenden finanzierte Gutachten immer weiter gesteigert werden konnte. Verschiedene Gutachter werteten nun die Ergebnisse des Brandversuches vom 18. August 2016 aus und kamen zu dem Schluss: Das Feuer muss von „dritter Hand“ gelegt worden sein, da verschiedene, durch diesen Brandversuch ermittelte Parameter der Selbstmordthese widersprachen. Diese gutachterlichen Auswertungen waren letztlich der Anlass für die Staatsanwaltschaft Dessau, gegen konkrete Polizeibeamte ermitteln zu wollen.

Aufgrund dieser eindeutigen Beweislage, sowie mit Blick auf zahlreiche weitere Indizien und konkrete Hinweise auf den bzw. die Täter, hat die Initiative beim Generalbundesanwalt Anzeige wegen Mordes im Fall Oury Jalloh eingelegt. https://initiativeouryjalloh.files.wordpress.com/2017/12/pm-7-12-2017-anzeige-gba5.pdf

Diese Aufgabe der Selbstmordthese durch die Staatsanwaltschaft Dessau ist nun jedoch nicht wirklich eine „dramatische Wende“. Ganz im Gegenteil: Die zugrunde liegenden Befunde und Beweise sind lange öffentlich bekannt, wurden während der Ermittlungen und Gerichtsverfahren aber ignoriert oder zurechtgebogen. Die Anwältinnen der Familie Jalloh haben immer wieder entsprechende Nachfragen unternommen, auf die sie keine Antworten erhielten – eine Anzeige wegen Untätigkeit wäre die zwangsläufige Folge gewesen.

Der Mord an Oury Jalloh ist ebenso wenig ein #Einzelfall, wie die Vertuschungsstrategie „Panne“ oder „Versagen“ ist. Da wurden unverhohlen Beweismittel manipuliert und entsorgt, Fakten und Tatsachen zurechtgebogen, Gutachten gefälscht, bewusst fehlinterpretiert oder unterdrückt und der staatsgläubigen Öffentlichkeit eine haarsträubende Story erzählt. Da liegt das offiziell rechtsstaatliche Märchen so offensichtlich fernab objektiver Realität, dass nunmehr minutiös nachvollzogen werden kann, wie dieses Lügenkonstrukt in sich zusammenfällt. Besonders bemerkenswert: Wenn sich ein Staatsanwalt nach über 12 Jahren offiziell von der verordneten Staatsraison trennt, dann wird ihm prompt der Fall entzogen und woanders eingestellt …

Jetzt gilt erst recht: Wir werden nicht locker lassen!

Wir werden nicht locker lassen, dieses rassistische System zu entlarven!

Wir werden nicht locker lassen, die Verantwortlichen zu benennen!

Wir werden nicht locker lassen, diesen Rassismus zu beenden!

Wir haben gesehen, wie unter staatlichem Schutz und Förderung Nazistrukturen entwickelt wurden, wie daraus die Terrororganisation NSU aufgebaut wurde und wie auch hier wieder die Opfer zu Tätern gemacht wurden.

Wir sehen eine immer menschenverachtendere Abschottung der privilegierten Tätergesellschaft gegenüber den systematisch Ausgeplünderten, Ausgegrenzten und Entmenschlichten, die auch vor einer Zusammenarbeit mit Terrorregimen nicht zurückschreckt, sondern regelmäßig sucht.

Wir wissen um ihre Strategien, sich „neue Märkte“ einzuverleiben, indem gezielt Regionen destabilisiert und militarisiert werden. Die Waffenindustrie ist hier nur der erste Profiteur unter vielen. Staatlich genehmigte Waffenexporte in Krisengebiete versinnbildlichen den Zynismus geheuchelter Betroffenheit nach dem nächsten Attentat, Massaker oder Genozid …

Zusätzlich zur Demo rufen wir Euch zu einem dezentralen Aktionstag Oury Jalloh für den 5. Januar 2018 auf, da an diesem Freitag die Behörden des deutschen Rechtsstaates tatsächlich mit Kundgebungen und Aktionen erreicht werden können.An diesem Tag werden mit Unterstützung von CISPM (Coalition International des Sans-Papiers et Migrants) und weiteren solidarischen Organisationen des selbstorganisierten Widerstandes international Aktionen vor den deutschen Botschaften in Dakar (Senegal), Yaounde (Cameroun), Paris (Frankreich), Rom (Italien), London (Großbritannien) und hoffentlich noch weiteren Staaten stattfinden, die auch hier in Deutschland Unterstützung finden sollen. Bitte informiert uns über Eure Aktionen vorab unter initiative-ouryjalloh@so36.net und schickt uns Eure Bilder und Videos der Aktionen auf Facebook (https://www.facebook.com/oury.jalloh.77) und/oder Twitter (https://twitter.com/OuryJalloh) oder per Mail bzw. https://wetransfer.com/.

OURY JALLOH – DAS WAR MORD!

TOUCH ONE – TOUCH ALL!

Anarchie? Läuft das in Marburg?

Ende November starteten wir unsere kleine Veranstaltungsreihe mit dem Titel „Lets talk about Anarchy“ mit den beiden Veranstaltungen „Was ist Anarcha-Feminismus“ (21.11.17) und „Antisemit – Das geht nicht unter Menschen“ (28.11.17).
Wir als Gruppe konnten nicht einschätzen, wieviele Menschen in Marburg überhaupt an anarchistischen Vorträgen und anarchistischer Theorie interessiert sind und wurden von der unglaublichen Anzahl von Besucher*innen überrascht.
Beim ersten Vortrag war der gesamte Raum so überfüllt, dass sich mehrere Menschen auf dem Boden setzen mussten. Wir schätzen im Nachhinein, dass circa 60-70 Personen anwesend waren. Auch der zweite Vortrag startete mit 30-40 Personen und erneut gab es keine Sitzplätze mehr. Neben den vielen Leuten, die an den Vorträgen teilgenommen haben, gab es auch bei beiden Abenden interessante Diskussionsrunden, welche auch länger gingen als die üblichen 15 Minuten.

Uns sind während der Vorträge mehrere Dinge aufgefallen:
1. Dass wir mit unseren Vorträgen auch Leute ansprechen konnten, die nicht in der linken Szene Blubberblase anzutreffen sind, sondern auch viele neue unbekannte Gesichter dazugestoßen sind.
2. Dass die Menschen ein Interesse an anarchistischer Bildung haben.
3. Dass es auch uns Spaß gemacht hat und uns unglaublich freut, dass die kleine Reihe so erfolgreich war.

Kurz: Wir hätten uns keinen besseren Start für unsere Veranstaltungen träumen können (außer natürlich, dass wir in einer befreiten Gesellschaft leben würden). Wir bedanken uns bei der Gruppe about:fem und Jürgen Mümken dafür, dass sie nach Marburg gekommen sind um ihre Vorträge zu halten, dem AutonomenFrauenLesbenReferat Marburg für die Finanzierung, dem Havanna8 Kollektiv dafür, dass sie uns die Räumlichkeiten gegeben und die Moderation übernommen haben und natürlich auch bei den Besucher*innen unserer Veranstaltungen.

Also, auf ein weiteres Jahr: Für eine befreite Welt, frei von Patriarchat und Antisemitsmus!

ana*m 2017

25. November 2017 – Ein Hashtag reicht nicht aus!

Wir unterstützen den Aufruf des AFLR Marburg zur Demo am Tag gegen Gewalt gegen Frauen:

Wir wollen auch dieses Jahr wieder am 25.11. auf die Straßen gehen, um gegen Gewalt gegen Frauen* zu demonstrieren. Es braucht mehr als einen Hashtag im Internet um die Gewalt, welche Frauen* in unserem Umfeld und auf der ganzen Welt tagtäglich widerfährt, anzuprangern!

Die kürzlich gestartete #metoo Kampagne rüttelte einige wach. Aber es ist im Endeffekt keine Überraschung, dass auch eine weltberühmte Filmindustrie Frauen* in ihren Reihen hat, die Opfer von sexualisierter Gewalt werden. Und ja, die Täter sind Regisseure und Schauspieler. Einen Blick nach Hollywood braucht es aber gar nicht erst um das zu realisieren. Denn auch in unserem eigenen Umfeld erleben Frauen* diese Form der Gewalt. Der feministische Kumpel, der Ehemann, der beste Freund vom Freund. Wir wiederholen uns. Jahr um Jahr. Weil die Gewalt Jahr um Jahr immer noch nicht aufhört. Schon in der Schule fängt es an: Über die Hälfte der jugendlichen Mädchen hat schon mindestens einmal nicht-körperliche oder körperliche sexualisierte Gewalt erlebt. Ab 13 steigt das Risiko sexualisierte Gewalt zu erleben exponentiell an (SPEAK-Studie, 2017).

Diese Gewalt wird normalisiert und hingenommen, stattdessen wird die Angst vor dem rassifizierten Fremden geschürt. Mit der AfD im Bundestag werden Projekte gegen Gewalt mehr und mehr gefährdet. Denn hinter der Gewaltanalyse der AfD steckt nicht das Erkennen von patriarchalen Strukturen, welche sich auf alle Geschlechter auswirken, sondern Rassismus. Damit bleibt die Gewalt gegen Frauen* im Außen und statt des Feminismus wird alltäglicher Rassismus gestärkt.

Die ersten Urteile nach der „Nein heißt Nein“ Gesetzesänderung versprechen nicht viel Hoffnung. Es wird immer noch diskutiert, was denn nun ein Nein wäre und wie Täter es erkennen könnten, so, als würde es zu viel abverlangen, Sexualität und miteinander Leben einvernehmlich zu gestalten.

Vom Staat können wir also nichts erwarten. Das verwundert uns nicht. Alles muss man selber machen. Darum heißt es, Frauen*räume zu stärken, feministische Selbstbehauptung und Selbstverteidigung zu fördern und solidarisch miteinander sein. Die einzige Chance, das patriarchale System zu zerschlagen, haben wir, wenn es für Täter(*innen) so ungemütlich wird, dass sie keinen Raum mehr kriegen für ihre Gewalt. Und das fängt an bei jedem sexistischen Spruch, jedem abwertenden Blick und jeder wie zufällig wandernden Hand. Wir haben uns das lange genug gefallen lassen. Jede Kleinigkeit werden wir angreifen, uns zusammen zur Wehr setzen und keine* dabei alleine lassen.

Geht mit uns am 25. November auf die Straße! Treffpunkt 17 Uhr am Hauptbahnhof in Marburg!

Info: Die Route geht nicht durch die Oberstadt und ist damit berollbar.

*Das Sternchen steht dafür, dass Frauen als Begriff ist erklärungswürdig ist. Wir meinen damit alle Frauen, ob groß klein, lesbisch, bi oder hetero, trans oder cis oder weder noch, behindert und nicht behindert, leise oder laut.

erster Vortrag!

Nicht vergessen, am 21.11. gibt es in Kooperation mit dem AFLR unseren ersten Vortrag:

Was ist Anarcha-Feminismus? von about:fem

21:00 Uhr im Havanna8, kommt vorbei!

Let’s talk about anarchy! – Vorträge im November

21.11.17, 21 Uhr im Havanna 8:

Was ist Anarcha-Feminismus?

Vortrag und Diskussion mit about:fem

Ist der Anarchismus von sich aus eine feministische Strömung?
WelcheKritik gibt es an der (weißen und bürgerlichen) feministischen Geschichtsschreibung aus libertärer Perspektive? Wie hat sich Anarcha-Feminismus entwickelt und welche Gruppen und Personen waren dabei prägend? Was bedeutet das alles für anarchistische und feministische Bewegungen heute? Zu diesen Fragen wird es einen Input von etwa 45min geben um danach gemeinsam zu disktieren.


28.11.17, 21 Uhr im Havanna 8:

„Antisemit, das geht nicht unter Menschen!“

Anarchistische Positionen zu Antisemitismus, Zionismus und Israel

Vortrag und Diskussion mit Jürgen Mümken

Eine freiheitliche, sozial gerechte Gesellschaft kann nur dann erreicht werden, wenn zuvor auch eine der ältesten Gruppenfeindschaften der Menschheitsgeschichte, der Antisemitismus, der im letzten Jahrhundert durch den deutschen Nationalsozialismus zum schlimmsten Menschenverbrechen der Geschichte geführt hat, in den Köpfen und Herzen aller Menschen dauerhaft beseitigt wird.

In dem Vortrag wird es einen Ritt durch die Geschichte anarchistischer Positionen zu Antisemitismus, Zionismus und Israel geben: von anarchistischen Antisemiten und der anarchistischen Auseinandersetzung mit Antisemitismus, von der Dreyfus-Affäre in Frankreich über die antijüdischen Pogrome in Russland zur Shoah, von einem anarchistischen Zionismus über die Kibbuz-Bewegung zum Staat Israel, von Martin Bubers Bi-Nationalismus über eine anarchistische Pro-Israel-Haltung zu „Anarchist against the wall“. Es gab und gibt nicht die eine anarchistische Position zum Zionismus und zur Gründung des Staates Israel. Jürgen Mümken stellt in seinem Vortrag die verschiedenen Positionen in ihrem jeweiligen Zeitkontext dar.

2017

Das Patriarchat muss überwunden werden. Unser Stil ist dabei unerkannt, aus den Schatten zu arbeiten und nicht nein zu Militanz zu sagen. Deshalb: Das Patriarchat meucheln! Auf Demos wird mensch oft gefilmt. Von den Bullen, von Faschos, Passant*innen oder sogar aus der eigenen Demo heraus. Das macht es dem Staat oder Nazis einfach uns anzugreifen. Deshalb: Mask up!

Dieses Motiv stammt nicht von uns. Wir haben es irgendwann mal irgendwo im Internet gefunden und beschlossen es auf Sticker zu drucken. Leider wissen wir nicht mehr, wo wir es damals gefunden haben und können deshalb der*dem ursprünglichen Künstler*in(nen) keine Credits mehr geben. Wenn ihr wisst wo es her ist, oder es gar von euch ist, dann sagt uns doch bitte bescheid.

Zum Verhältnis von Anarchie, Solidarität, Feminismus und Militanz

Dieser Artikel ist erschienen in der „Gai-Dao“ Ausgabe 81, September 2017, einer monatlichen Zeitschrift der Förderation Deutschsprachiger Anarchist*Innen.

 

Als wir uns als Gruppe neu gegründet haben, war uns schon immer bewusst gewesen, dass wir eine geschlossene, militant agierende, anarcha-feministische Gruppe sein wollen.

Dass wir mit dieser Entscheidung einen relativ selten begangenen und vielleicht auch einen nicht einfachen Weg einschreiten würden, wurde uns in den letzten Monaten immer klarer.

In Deutschland ist innerhalb der anarchistischen Bewegung die Strömung des „Anarcho-Pazifismus“ mit ihren Vertreter*innen, wie die der bekannten „Graswurzelrevolution“1, stark ausgeprägt: „Bis heute ist sie (…) das langlebigste Sprachrohr des deutschen Nachkriegsanarchismus“2. Dieser pazifistische Gedanke ist aber nicht nur ein Alleinstellungsmerkmal der anarchistischen Szene, sondern auch auf einen Teil der „linken Bewegung“ im deutschsprachigen Raum übertragbar: Militanz ist verpönt und wird als kontraproduktiv angesehen. Während in anderen Regionen, wie in Griechenland, Spanien oder Frankreich die linke Szene Militanz befürwortet und nutzt, sind militante Aktionsformen hier in Deutschland fast in Vergessenheit geraten.

Seit ein paar Jahren dagegen scheint es erneut ein Aufleben militanter Aktionsformen zu geben. Mit den Protesten und Ausschreitungen seit Blockupy 2015, der Verteidigung der Rigaer94 in Berlin und während der „NO-G20“ Aktionstage in Hamburg sind die hier beschriebenen Folgen deutlich zu erkennen: Militanz wird als politische Aktionsform angewandt und es hagelt Entsolidarisierung, Distanzierung und Vorwürfe, dass „Gewalt kein politisch legitimes Mittel sei“ und diejenigen, die Gewalt als Protestform anwenden „unpolitische Akteur*innen“ sind. So werden auch links des gewohnten „Mimimi“ der Bratwurst-essen-gegen-Rechts-Fraktion Stimmen immer lauter, für die brennende Autos ein größeres Problem darzustellen scheinen als die tagtägliche Gewalt des kapitalistisch-etatistisch-patriarchalen Normalzustandes.3

 

Solidarität und Anarchie

Auch wir als Gruppe bekamen Kommentare wie diese zu spüren, welche uns vorwarfen, der schönen deutschsprachigen anarcho-pazifistischen Szene einen schlechten Ruf zu verpassen. Uns wurde konkret vorgeworfen, mit unserer Politik das Vorurteil von „Molotov schmeißenden Anarchist*innen“ zu befeuern. Hier ein Zitat eines Linksunten.Indymedia Kommentars zur Veröffentlichung unseres Selbstverständnisses anlässlich unserer Gründung:

„Gerade diese selbst auferlegte Isolation (geschlossene Gruppen) vor der Gesellschaft gab den reaktionären Kräften die Möglichkeit die Definitionshoheit, was Anarchie bedeutet, zu gewinnen. Die Angst vor der Anarchie konnte so in die Gesellschaft transportiert werden, weil Anarchist*innen sich aus eigener Angst vor Repressionen nicht in die Öffentlichkeit getraut haben. Im Endeffekt habt Ihr auch nur wieder einen „Echo-Raum“ geschaffen, wo Personen einer elitären Gruppe nur das zu hören bekommen, was sie sowieso schon denken. Dieser Hinterzimmer-Anarchismus befeuert nur die eh schon vorhandenen Vorurteile gegen die Anarchie“4.

Statt einer Solidarisierung findet eine Distanzierung statt, ohne wirklich zu wissen, was wir als Gruppe für politische Arbeit leisten und welche Themen wir behandeln wollen. Kommentare wie diese sind keine Form von solidarischer Kritik, sondern eine Kritik von Oben herab, meist ohne Inhalt und Argumentation. Nur um hier ein paar Fakten klar zu stellen: Die Gesellschaft, besonders die deutschsprachige, war und ist reaktionär. Dementsprechend besteht eine reaktionäre Definitionshoheit über den Anarchismus ohnehin. Und um ehrlich zu sein, wenn der heutige bürgerliche Mainstream uns nicht als eine feindliche Ideologie wahrnehmen würde, dann sollten wir uns echt Gedanken über unsere Politik machen.

Selbstverständlich wollen wir Menschen dazu bewegen, sich mit der Idee des Anarchismus zu beschäftigen und kritisch über dieses System zu reflektieren. Denn Anarchie heißt Leben: Es bedeutet den Versuch zu starten das Leben so gut wie möglich in die eigenen Hände zu nehmen, das Leben so zu leben, wie Mensch es möchte. Es bedeutet ein Leben fernab von Unterdrückung und Diskriminierung, fernab von Leistungszwang und Druck, fernab von materiellen Zwängen, traditionell konservativen Normen und Werten. Sondern ein befreites Leben, ein Leben in solidarischer Gemeinschaft, ein Leben wo Mensch seine Bedürfnisse nach seinen eigenen Maßstäben befriedigen kann, ein Leben wo Mensch sich frei entfalten kann.

Doch zugleich dürfen wir nicht vergessen, dass es kein richtiges Leben im falschen gibt und deswegen Anarchismus auch kämpfen bedeutet: Für die befreite Gesellschaft und gegen alle reaktionären Tendenzen!

Es gibt gute Gründe, dass Menschen sich aus Angst vor Repression schützen wollen und deswegen nicht offen agieren. Diese Gründe abzuwerten sind ein sehr heftiger Angriff auf die Möglichkeit als eigenständiges Individuum Entscheidungen für sich selbst zu treffen. Wir fragen uns bei solchen Kommentaren kopfschüttelnd, ob diese Personen ein so anderes Grundverständnis des Anarchismus haben als wir: Das eigene Leben in die Hände zu nehmen und eigene Entscheidungen zu treffen. Herrschaftsfrei. Selbstbestimmt.

Anarchie bedeutet für uns auch Solidarität untereinander. Es gilt für eine solidarische befreite Gesellschaft einzustehen. Wir würden uns deswegen auch mehr Solidarität innerhalb der Szene wünschen. Es gibt viele verschiedene Ansätze, das Ziel einer befreiten Gesellschaft zu erreichen und dies muss auch verbunden sein mit solidarischer Kritik, Diskurs und gegenseitigem Respekt für die Arbeit anderer Mitstreiter*innen. Wenn dies von Anfang an nicht gewährleistet ist, so ist diese Bewegung von Beginn an zum Scheitern verurteilt. Nicht jede Einzelperson und Gruppe kann das unglaublich breite Spektrum an politischer Arbeit leisten, sondern sich einzelne Themen davon nehmen um daran zu arbeiten. Zu sagen, dass es nur „einen richtigen politischen Weg und Ansatz“ gebe und alles andere falsch wäre, ist ein dogmatischer und totalitärer Gedanke und fernab vom allem, was wir als anarchistisch verstehen.“

Wir sehen jede emanzipatorische Gruppe als potentielle Verbündete an, auch pazifistisches Denken und Handeln sollen ihren Platz in der Bewegung haben. Doch auch Militanz ist Teil davon und sollte als solcher anerkannt werden und Solidarität erfahren.

Erneut, wir haben eigentlich kein Problem damit, wenn Gruppen oder Einzelpersonen pazifistisch handeln und denken, doch wir haben sehr wohl ein Problem damit, wenn diese sich dazu ermächtigen uns eine Lehrstunde in „gutem oder schlechtem“ Anarchismus zu geben.

Militanz und Pazifismus

Wie am Anfang beschrieben, distanziert sich die deutschsprachige anarchistische Bewegung des Öfteren von Militanz.5 Deshalb sehen wir uns jetzt dazu gezwungen, ein paar kritische Worte zu schreiben und unsere Sichtweise darzulegen.

Gewalt ist immer eine Form von Herrschaft und Macht. Deswegen bedeutet es für uns Anarchist*innen Gewalt als solche abzulehnen und zu versuchen sie zu vermeiden. Dies ist die Argumentation von Pazifist*innen und ja, gewissermaßen entspricht es der Wahrheit. Allerdings ist eine Formulierung wie diese auch ein sehr verkürzter Gedanke.

Denn Gewalt ist nicht gleich Gewalt. Es findet eine Täter*innen-Opfer Umkehr durch eine solche Sichtweise statt, welche schlussendlich die Täter*innen schützt.

Gewalt erzeugt Gewalt? Ja, auch ein gängiges Argument von Pazifist*innen und ja, auch wir stimmen dem zu. Schließlich leben wir in einer Welt voller Gewalt und Herrschaftsmechanismen: Sexismus, Rassismus, LGBTQI*-Ablehnung, Ableismus, Klassismus etc. Viele von uns bekommen Diskriminierungen im Alltag zu spüren. Wir leben in einer Welt, in der eine freie Entfaltung unserer Persönlichkeit schwer möglich ist, in der wir an materielle Zwänge gebunden sind, in der wir den Großteil unserer Bedürfnisse nicht befriedigen können.

Dieses System tötet uns. Jeden Tag. Ob in Kriegen, an der Grenze, auf den kalten Straßen, in einsamen Zimmern ohne Perspektiven. Am Anfang war nicht der Pflasterstein, sondern die Wut und Trauer, die uns dazu bewegten, diesen zu werfen. Wir wollen ein Ende der Gewalt, deswegen sind wir, unter anderem, Anarchist*innen.

Insofern wollen wir natürlich Friede, Freude und vegane Pfannkuchen Torte6. Die Abwesenheit von Gewalt ist dementsprechend selbstverständlich etwas Erstrebenswertes. Doch besteht diese Welt aus Gewalt und ist auf ihr aufgebaut, sei es strukturelle oder institutionalisierte, symbolische oder psychische, sei es Krieg oder wenn du aufgrund deiner persönlichen Merkmale verbal oder körperlich angegriffen wirst. Es geht darum, uns und unsere Mitstreiter*innen zu schützen und diejenigen, die diese Gewalt ausüben, auszubremsen. Ein Angriff auf Angreifer*innen ist somit Selbstschutz!

Pazifismus ist zumeist ein Privileg. Oft handeln diejenigen pazifistisch, welche innerhalb dieses Systems eine mit Privilegien ausgestattete Stellung besitzen. Für eine cis-weiße und nicht am Existenzminimum lebende Person ist es sehr viel einfacher Gewalt abzulehnen. Andere von uns haben nicht die Möglichkeit ein so einfaches Leben zu führen, weil wir jeden Tag Gewalt erleben. Als linke, nicht-weiße Person aus dem tiefsten Dorf aus Sachsen kommst du mit Pazifismus nicht weit, wenn die lokale Nazi-Gang dir auflauert und dich zusammenschlagen will. Oder wenn wir Frauen* von Mackern aggressiv bedrängt werden und wir Angst davor haben müssen, dass uns Selbstbestimmung über unseren eigenen Körper genommen wird. Genauso wenig, wenn autoritäre Staaten Genoss*innen ermorden und in Gefängnissen stecken.

Wer sich aus Pazifismus heraus nicht gegen Naziangriffe verteidigen möchte, kann das tun, sollte sich aber nicht Menschen in den Weg stellen, die anderes vorhaben, die sich verteidigen. Sich öffentlichkeitswirksam von militanten Strategien zu distanzieren hilft der demokratischen Mehrheitsmeinung dabei, „Linksextremisten“ zu diffamieren und die Mitte der Gesellschaft gegen sie aufzuhetzen. Wird jedoch häufiger die Notwendigkeit von Radikalität und Militanz verständlich begründet, so könnte diese mehr Akzeptanz finden. Eine Linie ist aus anarchistischer Sicht jedoch dann überschritten, wenn Menschen, welche austauschbare Funktionär*innen des Systems sind, als Sündenböcke inszeniert und „eliminiert“ werden. Nicht nur finden sich hier Elemente der Entmenschlichung und des strukturellen Antisemitismus, „die da oben“, „eine kleine Gruppe von Kapitalisten und Politikern“ für das Übel der Welt verantwortlich zu machen ist schlicht verkürzt. Es bedarf hier einer ausführlicheren Analyse der herrschenden Verhältnisse. Entzieht den Wurzeln des Systems ihren Boden, anstatt einzelne Früchte zu entsorgen!7

Dass in Deutschland Militanz so verhasst ist, spricht von einer sehr privilegierten Stellung der „Deutschsprachigen Linken“. Im Gegensatz zu autoritärer regierten Staaten müssen wir nur in den seltensten Fällen Angst um unser Leben haben.

Schon Errico Malatesta hatte in seiner Schrift „Anarchismus und Gewalt“ kluge Worte zum Verhältnis zwischen beiden Thematiken gefunden:

Von diesem Standpunkt aus ist die Gewalt kein Widerspruch zum Anarchismus und seinen Prinzipien, denn sie ist nicht das Resultat unser freien Wahl und Entschließung. Wir sind oftmals gezwungen, die Gewalt anzuwenden indem wir gezwungen werden, uns zu verteidigen, solche Rechte, welche durch brutale Gewalt unterdrückt werden, zu verteidigen. Nochmals sei es konstantiert: als Anarchisten haben wir nicht die Absicht, nicht den Wunsch, die Gewalt zu benutzen, wenn man uns nicht zwingt, sich oder andere gegen Unterdrückung zu verteidigen. Und nur dieses Recht der Selbstverteidigung fordern wir voll und ganz!„.

Militanz und Feminismus

Militanz und Gewalt wird sehr oft gleichgesetzt mit „Antifa-Mackertum“. Zum einen stimmen wir dem zu und zum anderen kritisieren wir diese Gleichsetzung.

Die linksradikale Szene hat ein Problem mit Mackertum. Wer kennt sie nicht, die „coolen Antifa-Dudes“, die stolz darüber erzählen wie viele Nazis sie letztes Wochenende auf dem Nachhauseweg geklatscht haben und mit ihrem dominanten und Raum einnehmenden Verhalten Sexismus auch innerhalb von linken Räumen und Gruppen reproduzieren. Damit wollen wir nicht zum Ausdruck bringen, dass es schlecht sei Nazis zu boxen, sondern dass ein Fetischisieren politischer Gewalt und ein Abfeiern dieser falsch ist. Gewalt ist manchmal notwendig, bleibt aber schlussendlich ein notwendiges Übel.

Dieser Sexismus und die cis-männlich dominierte linksradikale Szene waren Gründe, warum wir uns als Gruppe dazu entschlossen haben eine Genderquotierung einzuführen, um diesem Umstand entgegenzuwirken. Wir haben keine Lust noch eine weitere männlich dominierte Gruppe zu sein.

Gewalt, Stärke und Kraft sind männlich zugeschriebene Attribute und werden durch das Patriarchat reproduziert. Insofern ist es auch nicht verwunderlich, dass Militanz als Begriff mit Mackertum gleichgesetzt wird. Während Frauen* innerhalb der patriarchalen Denkweise als das gegenteilige dargestellt werden: Friedlich, Schwach und Kraftlos. Auf Grund dieser Sozialisation fällt es cis-männlichen Linksradikalen leichter, militant zu agieren und sich mit den damit assoziierten Attributen zu identifizieren. Währenddessen wird es uns als Frauen* schwerer gemacht, sich in dieser männlich dominierten Szene zu behaupten und militante Aktionsformen für sich zu nutzen. Das Patriarchat, dass Frauen* die Militanz abspricht, macht auch vor linken Räumen nicht Halt.

Aus diesen Gründen sind wir der Meinung, dass nicht die Militanz an sich bekämpft, kritisiert und sich davon distanziert werden muss, sondern Mackertum und patriarchale Verhältnisse, sowohl gesamtgesellschaftlich, als auch explizit in linken Räumen. Wir als Gruppe möchten keine patriarchalen Denkweisen reproduzieren, sondern klar sagen, dass auch Frauen* militant und stark sein können, ohne dass es ihrer Genderpositionierung widerspricht.

Oder um es mit einem Zitat aus dem bundesweiten Fantifa Treffen `93 abzuschließen:

„Unser Frauenalltag per se ist kämpferisch, wir sind nicht gegen Militanz, sofern sie zielgerichtet und für uns sinnvoll ist. Wir unterstützen gemeinsames, miteinander abgestimmtes, konsequentes Bekämpfen von FaschistInnen wo immer es möglich ist. Wir wehren uns aber gegen Militanz als Selbstzweck, die andere unnötig gefährdet und mehr dem männlichen Profilierungsgehabe als dem politischen Kampf dient“ 8.

Wir bleiben dabei: „Make Anarcha-Feminism A Threat Again!“

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1 Graswurzelrevolution bezeichnte sich auf ihrer Internetseite als „gewaltfrei, radikal-demokratisch, antiautoritär, sozialistisch“ und besteht seit 45 Jahren. Für mehr Information: http://www.graswurzel.net/

2 Zitat von Bernd Drücke aus dem Buch „Neoanarchismus in Deutschland“, geschrieben von Markus Henning und Rolf Raasch, Kapitel: „Der gewaltfreie Anarchismus“, S. 180.

3 Wir wollen hiermit nicht sagen, dass jede Form von Gewalt progressiv und zielführend ist. Sehr wohl gab es an diesen Riots viel zu kritisieren. Doch gibt es einen Unterschied zwischen solidarischer Kritik und einer Kritik, welche sich komplett distanziert und Militanz als „unpolitische Aktionsform“ bezeichnet.

4 https://linksunten.indymedia.org/de/node/215022

5 Als Beispiel: http://www.graswurzel.net/350/gewalt.shtml

Dieser folgende  Artikel mit der Überschrift: „Je mehr Gewalt, desto weniger Revolte“  befasst sich mit der Kritik an Militanz an den Beispielen von Ausschreitungen in Griechenland und Frankreich. Es werden dabei Beispiele angeführt die auch von unserer Seite aus  kritikwürdig sind. Militanz sollte nicht die Grenze von Menschenleben überschreiten. Dem stimmen wir zu.  Auch wird die Verknüpfung von Mackertum und Militanz zu Recht kritisiert und analysiert. Trotz dessen ist dieser Artikel unserer Meinung nach viel zu einseitig geschrieben. Es wird zu wenig auf die Situationen in den französischen Vorstädten oder der finanziellen Krise in Griechenland eingegangen, welche überhaupt zu einer solchen Wut und dem daraus folgenden Riots führte. Auch wird  die Repression, die Verteidigung von besetzten Häusern oder das autonome Viertel Exarcheia in Griechenland, welche sich eben durch Militanz  gegenüber Repression verteidigen kann, viel zu wenig beleuchtet. Militanz wird als solche verachtet und wie der Text schon heißt "Je mehr Gewalt, desto weniger Revolte" abgekürzt, ohne auch die positiven Folgen dessen aufzuführen. Auch ist der Text in seiner Art sehr widersprüchlich: Zum einen werden „Steine, Mollis und Schusswaffen als tötende verletzende und tötende Kampfmittel“ bezeichnet und somit abgelehnt, zugleich werden am Ende des Textes verschiedene Frauen* Aufstände beschrieben, welche aber ähnliche Kampfmittel benutzten. An einer anderen Textstelle wird diese „Gewalt“ als „Verrat an der puren Revolte, eine negative Identifikation mit dem Aggressor“ bezeichnet. Militanz, wie wir auch im Text kritisierten, als kontraproduktiv und wie die Überschrift auch verdeutlicht als „anti-revolutionär“ bezeichnet. Es findet keine solidarische Kritik statt, sondern eine Kritik von Oben herab.

6 Rezept: http://www.chefkoch.de/rezepte/2631801413397402/Herzhafte-vegane-Pfannkuchen-Torte.html

7 Wir empfehlen diesen vorliegenden Text mit dem Titel:“ Für einen anarchistischen Anarchismus“: http://infoladenazkoeln.blogsport.de/2015/10/29/fuer-einen-anarchistischen-anarchismus-zur-kritik-an-pazifismus-und-basisdemokratie/

8 Siehe FANTIFA 2013, S.54

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