Solidarität mit den Genoss*innen aus Wien

In Wien kam es Ende Juni zu mehreren Angriffen türkischer Faschist*innen auf eine kurdische Frauenkundgebung sowie auf linke türkische und kurdische Räume sowie das linke Kulturzentrum EKH.  Marburger*innen hatten sich deshalb vor einigen Wochen zusammengefunden, um ihre Solidarität mit den angegriffenen Genoss*innen zu zeigen.

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Eine erste Einschätzung zu den Angriffen der türkischen Faschos findet ihr hier bei unserern Genoss*innen der autonomen Antifa [w].

Wir stehen gemeinsam und werden Angriffe gegen feministische und andere linke Kämpfe nicht hinnehmen! Wir lassen uns nicht einschüchtern – Seite an Seite gegen den Faschismus!

Leerstandsmelder Marburg online gegangen!

Sehr gerne weisen wir auf ein neu entstandendes Projekt der CATs und dem Bündnis „Marburg gegen Mietenwahnsinn“ hin: den Leerstandsmelder Marburg. Zu finden sind Infos zum Thema sowie die Dokumentation von Leestand in Marburg ab sofort auf der Website https://leerstandsmeldermr.noblogs.org/.

Hier die Selbstbeschreibung des Projekts:

Leerstand in Marburg ist ein Problem und wir sehen leider keine Verbesserungen in Sicht. Die Stadt Marburg weigert sich trotz des offensichtlichen Problems Lösungsvorschläge anzubieten, sondern lässt die Betroffenen von Mietenwahnsinn und Gentrifizierung zumeist alleine.

Diese Website soll deswegen eine Plattform bieten, um über Leerstand in Marburg aufzuklären. Wir sind dabei als Projekt auf alle Menschen angewiesen, die uns bei unserem gemeinsamen Kampf unterstützen wollen. Wenn ihr Leerstand bemerkt, seien es Gebäude oder freie Flächen, so schickt uns doch über unsere E-Mail Adresse folgende Informationen: Die Adresse des Ortes, den Zustand des Ortes, ein Foto und wenn möglich Informationen über das aktuelle Besitzverhältnis. Eure Daten werden anonymisiert veröffentlicht werden. Die gesammelten Informationen werden wir nach weiteren Nachforschungen anschließend hier auf der Website veröffentlichen und auf der Karte des bundesweiten Leerstandsmelders eingetragen.

Zudem werden unter der Rubrik “Pressespiegel” alle Artikel ab 2010 gesammelt, die sich ansatzweise mit Mietenwahnsinn, Verdrängung und Stadtentwicklung auseinandersetzen, um Möglichkeiten theoretischer Kritik zu ermöglichen.

 

Also: Leerstand in Marburg dokumentieren, an leerstandsmelder_mr@riseup.net schicken und sich an Wohnraumkämpfen beteiligen – gerne auch in anderer Form, ihr wisst schon wie 😉

Monis Rache, Conne Island, Fusion – Zu sexualisierten Übergriffen in linken Kontexten

Zu Anfang diesen Jahres sind drei Fälle sexualisierter Übergriffe in linken Räumen bzw. der linken Szene in Deutschland bekannt geworden.

Es handelt sich einerseits um die Vorfälle beim linken Festival „Monis Rache“.1 Dort hatte (mindestens) 2016 und 2018 ein Mann heimlich Kameras auf den Toiletten angebracht. Die im intimen Moment des Toilettengangs unkonsensual entstandenen Videos hat der Täter später auf Pornoseiten hochgeladen. Von diesem massenhaften sexualisierten Missbrauch sind hunderte Menschen betroffen. Die Verbreitung der Videomaterialien über das Internet macht es den Betroffenen praktisch unmöglich, die Macht über die unkonsensualen Filmaufnahmen wieder zu erlangen. Der Täter war Teil der Festivalcrew und organisierte jahrelang „Monis Rache“ mit. Das Täterumfeld und teilweise sogar eingeweihte Person(en) haben weder rechtzeitig eingegriffen um die Übergriffe zu verhindern, noch die Aufarbeitung in irgendeiner Form angemessen unterstützt. Stattdessen wurden Informationen zurückgehalten und somit indirekt Täterschutz betrieben.

Der zweite Fall ereignete sich im Dezember 2019 im linken, Leipziger Szeneclub „Conne Island“. Dort vergewaltigte ein männliches Mitglied des Hamburger Kollektivs „HGich.T“ während ihres Konzerts eine Frau am Rande der Bühne.2 Nachdem die Betroffene sich an die Veranstalter*innen wandte, reagierte das Conne Island scheinbar umgehend.3 Die Reflexion der eigenen Rolle des Conne Islands bleibt im später veröffentlichten Statement sehr abstrakt und damit unzureichend. Das Bandkollektiv spielte die Tour ohne Unterbrechung und auch nur dein Ansatz einer Auseinandersetzung weiter.4

Im dritten Fall geht es um die nun durch anonyme Hinweise an s Licht gekommenen, sexualisierten Übergriffe auf der Fusion 2018. Auch dort wurden, ähnlich wie bei Monis Rache, unkonsenuale Videoaufnahmen von nackten Menschen sowie Nahaufnahmen von Genitalien in Duschräumen gemacht und danach ins Netz gestellt.5 :

Wir reagierten unterschiedlich auf diese Nachrichten: schockiert, taub, erschüttert, wütend, entsetzt, mit einem Gefühl der Machtlosigkeit.
Schockiert davon, dass es in „unseren“ Kreisen, auf „unseren“ Veranstaltungen zu solchen Übergriffen kommt.
Machtlos und taub angesichts der Allgegenwärtigkeit sexistischer Strukturen und Gewalt.
Erschüttert über jeden einzelnen Übergriff, in dem sich diese immer wieder kristallisiert.
Wütend auf die Männer, die, auch wenn sie sich für links oder sogar (pro-)feministisch halten, immer wieder zu Tätern werden.
Entsetzt von der Unfähigkeit unserer linken Strukturen, solche Taten zu verhindern oder zumindest ordentlich aufzuarbeiten.
Und ernüchtert angesichts der vielen Arbeit, die FLINT*6 und Queers leisten und leisten müssen, um der patriarchalen Kackscheiße etwas entgegenzusetzen. Und trotzdem beginnt unser Jahr mit solchen Nachrichten.

Allein von solchen Übergriffen zu erfahren reißt tiefe Wunden. Es ist schmerzhaft.

Wir hoffen, dass alle FLINT* einen Ausdruck für ihre Gedanken und Gefühle hierzu finden können: in Gesprächen mit unterstützenden Personen, in Form von Texten, auf der Straße.

Für uns stellen sich einige Fragen zur inner-linken Debatte und zum weiteren Handeln und Umgang mit der Thematik sexualisierter Gewalt.
In kursiv haben wir zur Vertiefung einige Gedanken von uns dazu festgehalten.

Wen schützen wir? Wem glauben wir?
In engen Beziehungen und Freund*innenschaften schließen wir unterbewusst oft aus, dass unser Gegenüber ein Täter ist/sein kann. Wann werfen wir unsere politischen Prinzipien über Bord, um jemanden vor vermeintlich falschen Beschuldigungen „zu schützen“?

Wie sind unsere Schutzkonzepte für Veranstaltungen?
Zur Planung einer Veranstaltung gehört auch, sich intensiv mit diesen auseinander zu setzen und sie zu gestalten. Was können Awarenesskonzepte leisten und was nicht? Wie gestalten wir Räume so dass sie möglichst sicher sind? Hätten diese Konzepte Vorfälle, wie oben beschrieben, verhindern können? Wo müssen sie demnach verbessert werden?

Wie kann eine kontinuierliche Auseinandersetzung mit sexistischen Strukturen innerhalb unserer (linken, feministischen, anarchistischen, kommunistischen, antifaschistischen, …) Strukturen und Organisierungen stattfinden?
Reicht es aus immer wieder feministische Perspektiven aufzuzeigen und feministische Positionen zu diskutieren? Gerade bei männlichen Genossen gibt es oft eine Diskrepanz zwischen Selbstverständnis und gelebter Praxis. Wie können wir sicherstellen, dass feministische Ideen im Alltag, Privat- und Szeneleben all unserer Mitstreiter*innen praktische Umsetzung finden?

Wie sehen unsere Konzepte zum Empowerment der Betroffenen aus? Wie die zur Täterarbeit?
Wie können konkrete Konzepte zum Support von Betroffenen aussehen? Was wünsche ich mir als Betroffene?
Teil unserer Erfahrung ist, dass Täterarbeit – wenn sie überhaupt stattfindet – häufig scheitert. Gründe dafür können das fehlende Eingeständnis des Täters sein oder dass Menschen, die mit ihm arbeiten, ausgelaugt und überfordert sind. Von wem und wie kann Täterarbeit sinnvoll geleistet werden? Und wie gehe ich damit um wenn ich Täter bin? Wie kann ich sicher gehen, dass ich als Täter nicht so scheiße reagiere?
Eigentlich finden wir Täterarbeit ist Aufgabe des Täterumfelds. Aber gerade in Szenekontexten bewegen sich Täter und Betroffene oft in den selben Kreisen. Welcher Aufgabe und welcher Person widme ich meine Kraft zuerst? Wie sieht in diesem Fall solidarisches Verhalten mit der Betroffenen aus? Und wie können wir Solidarität zeigen wenn (mehrere) Betroffene unterschiedliche/widersprüchliche Bedürfnisse haben?

Wie können wir trotz dieser vielen unbeantworteten Fragen handlungsfähig bleiben?

 

 

1Statement und Infos der Festivalorga hier.

2Statement von Conne Island hier. Denas bisher verlauteten Kommentar Statement von HGich.T halten wir für so unzumutbar, dass wir ihnes hier nicht verlinken. Er lässt sich im Internet finden.

3Wie die Entscheidungen zu dieser Reaktion zustande kamen und ob diese den Bedürfnissen der Betroffenen entsprachen, geht aus dem Statement des Conne Islands nicht hervor. Entsprechende Transparenz wäre hier wünschenswert gewesen.

4Das nächste Konzert fand am darauffolgenden Tag im Astra Kulturhaus in Berlin statt. Der Veranstaltungsort war zu diesem Zeitpunkt bereits über die Vergewaltigung informiert.

5Die Stellungnahme der Festivalcrew findet ihr hier.

6FLINT* steht für Frauen, Lesben, Inter-Personen, Nichtbinäre-Personen und Trans-Personen.

Anarchist*in gesucht!

Wir sind immer auf der Suche nach coolen Anarchist*innen, die Lust haben, Teil von ana*m zu werden (all genders welcome). Wenn du also Lust auf politische Arbeit hast und unser Selbstverständnis so in etwa dem entspricht, was du suchst, dann schreib uns doch ne Mail!

2019

Anarchie, das ist eine Gesellschaft frei von jedweder Herrschaft und menschenfeindlicher Ideologie. In einer solchen Gesellschaft ließe sich ein Leben leben, das den Namen verdient. Ein Leben unbehelligt von den Zwängen des Kapitalismus, von patriarchaler Unterdrückung, oder sonstiger Scheiße. Deshalb heißt Anarchie Leben. Doch eine solche Gesellschaft muss erstmal erkämpft werden, und die Bewegung, die das tut, ist der Anarchismus.

Alos lasst uns kämpfen, denn Anarchie ist machbar!

Revolutionäre 1. Mai Demo 2019 in Marburg

Am 1. Mai 2019 fand seit langem mal wieder eine „Revolutionäre 1.Mai-Demo“ in Marburg statt. Einen kurzen Bericht der Orga-Menschen der FAU Marburg/Gießen/Wetzlar inklusive ein paar Fotos findet ihr hier. Auch wir fanden die Demo äußerst gelungen und haben den Nachmittag mit den Marburger Kollektiven, Musik und Sonne am Trauma sehr genossen. Fetten Dank an die Organisiator*innen! Ebenso möchten wir uns bei der solidarischen Person bedanken, die unseren Redebeitrag auf einer der Zwischenkundgebungen stellvertretend für uns gehalten hat. Den Redebeitrag könnt ihr im Folgenden lesen:

 

Liebe Genoss*innen, Freund*innen und Mitverschwörer*innen!

Dies ist ein Redebeitrag, der im Auftrag der anarchafeministischen Gruppe ana*m vorgetragen wird.

Als Anarchist*innen blicken wir auf eine lange Geschichte des Kampfes innerhalb und außerhalb der Arbeiter*innenbewegung zurück: Gegen den Kapitalismus und für ein freies und selbstbestimmtes Leben für alle! Ein Kapitel dieser Geschichte ist die Tragödie vom Haymarket Square. Auf diese geht der 1.Mai als Arbeiter*innenkampftag zurück. Im Jahr 1886, bevor es den 1. Mai als Kampftag oder gar als bürgerlichen Feiertag gab, fanden sich nordamerikanische Arbeiter*innen zum Generalstreik zusammen, um für den Achtstundentag zu kämpfen. So auch mehrere Tage in Chicago auf dem Haymarket Square. Die Demos wurden wiederholt von den Bullen attackiert, wobei einige Streikende getötet wurden. Das führte am 4. Mai dazu, dass eine unbekannte Person auf dem Haymarket eine Bombe in die Menge warf, die einige Menschen tötete, mehrere davon Bullen. Es ist bis heute nicht bekannt, wer die Bombe geworfen hat. Wegen der hohen Präsenz von Anarchist*innen im Streik wurde der Anarchismus für die Ereignisse verantwortlich gemacht und 8 Personen stellvertretend wegen Verschwörung angeklagt und verurteilt: Sieben zum Tode und einer zu 15 Jahren Haft.

Auch diesen Ereignisse und den getöteten Streikenden, unter ihnen die inhaftierten sowie hingerichteten Anarchist*innen, gedenken seit dem Antikapitalist*innen aller Länder am 1. Mai, indem sie antikapitalistische Demos und Aktionen verschiedenster Art veranstalten.

So treffen wir uns auch heute, um unserer Abneigung gegen die kapitalistischen Verhältnisse Ausdruck zu verleihen. Der Kapitalismus war, ist und bleibt eine ungerechte und menschenverachtende Wirtschaftsform. Es gilt ihn zu überwinden und durch eine Produktion, Reproduktion und Verteilung frei nach dem Motto „Alle nach ihren Fähigkeiten, allen nach ihren Bedürfnissen!“ zu ersetzen!

Auf solchen 1. Mai – Veranstaltungen wie dieser hier hört man häufiger die Forderung nach mehr Arbeit, oder nach Arbeit für alle. In der kapitalistischen Logik gedacht erscheint diese Forderung durchaus sinnvoll, denn um im Kapitalismus zu überleben braucht es Geld und für Geld brauchen die meisten von uns eben Lohnarbeit. Trotzdem bleiben wir der Meinung, dass das Problem nicht zu wenig Arbeit ist – denn mal ganz ehrlich, wer von uns ist nicht irgendwie ständig überarbeitet – sondern eine Wirtschaftsordnung, in der die Arbeit sowie deren Früchte nicht gerecht verteilt sind. Menschen im Kapitalismus sind von der Lohnarbeit abhängig, verfügen aber nicht frei darüber. Dadurch, dass die Produktionsmittel nicht der Allgemeinheit gehören und ungleich verteilt sind, besteht ein Machtgefälle zwischen denen, die sie haben und denen die gezwungen sind an ihnen zu arbeiten.

Überarbeiten kann man sich jedoch nicht nur durch Lohnarbeit, sondern auch durch solche, die gemeinhin nicht als gleichwertig angesehen wird,. Dies trifft beispielsweise auf Familienpflege, Arbeit in und an der Wohnung oder die psychische Unterstützung von Menschen zu, alles Arbeiten, die in den vermeintlich „privaten“ Bereich fallen und zum größten Teil von Frauen übernommen werden. Diese Unterscheidung findet sich nicht nur in der bürgerlichen Gesellschaft, sondern auch in unseren eigenen Bewegungen, auch am 1. Mai.

Wir würden gerne in eine andere Form der Arbeit, oder auch nicht-Arbeit übergehen. Würde all diese Arbeit – ob bisher als solche angesehen oder nicht – als gesellschaftliche Aufgabe betrachtet werden und sich nach den Bedürfnissen der Menschen richten, dann gäb es vermutlich sehr viel weniger davon und uns allen würde es sehr viel besser gehen.

Leider ist uns auch klar, dass das nicht so einfach von heute auf morgen passieren wird. Wir halten es auch nicht für sinnvoll, uns dahingehend irgendwelche Illusionen zu machen. Denn wenn sich heute Menschenmassen erheben würden, um gesellschaftliche Veränderungen zu erreichen, dann ginge es sicher nicht in Richtung freiheitlicher Sozialismus. Nein, mit dem deutschen Mob wollen wir keine Revolution!

Dennoch, andere Formen der Arbeitsverteilung lassen sich auch jetzt schon umsetzen, innerhalb der Grenzen des Kapitalismus und trotzdem gegen sie. Wir denken hier an die sogenannte Kollektivarbeit. Ein Betrieb, immer noch den Regeln der Marktwirtschaft unterworfen, wird von all jenen, die darin arbeiten gemeinsam geführt – bedürfnisorientiert und gleichberechtigt. Manche solcher Kollektivbetriebe gibt es auch hier in Marburg und unterstützen auch diese Demonstration. Ein Beispiel dafür ist das Café am Grün. Ein weiteres Beispiel war unser aller Lieblingskneipe, das Havanna Acht. Die Kollektivkneipe, uns allen wichtig als Treffpunkt und Veranstaltungsort, musste – wie die meisten von euch wahrscheinlich wissen – leider im März diesen Jahres dicht machen. Das ist scheiße.

Unsere Solidarität gilt dem Kollektiv in seinem Kampf um einen neuen Raum und all jenen, die jetzt dazu verdammt sind in Scheiszkneipen oder auf der Straße zu trinken. Betriebe denen, die drin arbeiten, Kneipen denen, die drin saufen!

Eignet euch eure Arbeitsplätze an! Seht die Arbeit eurer Mitmenschen und wertschätzt sie! Schlaft öfter mal aus! Arbeitet an der Errichtung der Anarchie!

Bis dahin – support your local antifa and anarchist groups!

ana*m

 

Solidarität mit den Aktionen rund ums Havanna 8!

Das Havanna Acht musste schließen. Das ist Scheiße. Seit dem fanden einige Aktionen statt, aus denen die Wut spricht. Die Kneipe wurde (Schein-?)besetzt, Havanna-Graffittis sind in der Stadt aufgetaucht und die Mülleimer der Fascho-Burschenschaft Normannia-Leipzig wurden abgefackelt. Wir heißen diese Aktionen gut!

Nehmt ihr uns die Kneipe ab, hau’n wir euch die City platt!

Für einen mehr inhaltlichen Kommentar verweisen wir auf unsere H8-Soli-Erklärung aus dem Juni ’18.

Revolutionäre Frauen: Comandanta Ramona

https://proxy.duckduckgo.com/iu/?u=https%3A%2F%2Fupload.wikimedia.org%2Fwikipedia%2Fcommons%2Fa%2Fa0%2FComandanta_Ramona_by_bastian.jpg&f=1Die indigene Kämpferin Ramona, geboren in 1959, war Teil der in Chaipas/ Mexiko lebenden und kämpfenden zapatistischen Bewegung. Als Kommandatin der Zapatistischen Befreiungsarme EZLN war sie der vermutlich weit aus besser bekannten männlich gelesenen Figur des Subkommantanten Marcos übergeordnet. Als die zapatistische Befreiungsbewegung am 01.01.1994 aus dem Untergrund mit ihrer Rebellion an die Öffentlichkeit trat, war Comandanta Ramona verantwortlich für die erfolgreiche Übernahme der Stadt San Cristóbal de las Casas. Immer noch hervorstechend ist das radikale basisdemokratische Verständnis der ehemals eher marxistisch-maoistisch orientierten zapatistischen Organisierung. Inzwischen ist das politische Verständnis der Zapatistas auch sozialistisch und anarchistisch geprägt, es gibt aber auch religiöse Einflüsse. Die zapatistische Befreiungsbewegung kämpft für den Aufbau autonome Verwaltungsstrukturen von unten.

Ramona war Angehörige der Tzotzil, einer indigenen Gruppe Südamerikas, und sprach wegen der schlechten Bildungsmöglichkeiten kaum Spanisch und war Analphabetin. Trotz dieser Hindernisse wurde sie zum Symbol des Kampfes der Indio-Frauen für ihre Rechte. Unter Anderem geht auf sie und ihre Mitstreiterinnen das „Revolutionäre Frauengesetz“ von 1993 zurück, in dem in zehn Forderungen Gleichheit und Gerechtigkeit für Frauen eingefordert wurden. Dabei ging es unter Anderem um die sexuelle und reproduktive Selbstbestimmung von Frauen, das Recht auf Bildung und politische Beteiligung.

Ramona starb 2006 in Folge einer Krebserkrankung. Dennoch geht der feministische Kampf innerhalb der Zapatistas und auch mit der gesamten Bewegung in der mexikanischen Gesellschaft weiter. 2008 fand das erste internationale Frauentreffen in den Chaipas statt. Männer durften bei den meisten Versammlungen zwar anwesend sein, hatten aber kein Rederecht und mussten die Reproduktionsarbeiten übernehmen. So konnten sich Frauen aus aller Welt austauschen und ihre Kämpfe verbinden.

Revolutionäre Frauen: Ito Noe

https://proxy.duckduckgo.com/iu/?u=https%3A%2F%2Ftse3.mm.bing.net%2Fth%3Fid%3DOIP.VGvgCvtEBy2Of-9xS45x4QHaLj%26pid%3D15.1&f=1Ito Noe, geboren am 21. Januar 1895 war eine japanische Schriftstellerin, Anarchistin und Feministin. Im Alter von 20 Jahren – sie war bereits Mutter zweier Söhne – engagierte sie sich als Herausgeberin eines Kulturmagazins an der Universität: Seito. Seito wandte sich unter ihrer Leitung zunehmend sozialkritischen und feministischen Themen zu und radikalisierte sich politisch. Fünf Ausgaben des Magazins wurden infolge dessen von der Regierung aus Gründen der ‚Sittlichkeit‘ unter Zensur gestellt.

Ito selbst schrieb zu tabuisierten Themen wie Abtreibung, Prostitution, weiblicher Sexualität und arrangierten Ehen. Ito trat vehement für die Legalisierung von Abtreibungen, genau wie für die Legalisierung von Prostitution ein, da sie ein uneingeschränktes Recht auf körperliche Selbstbestimmung von Frauen propagierte. Staatliche Einmischung und Bevormundung von Frauen kritisierte sie scharf. Die Arbeit in der Prostitution setzte Ito Noe außerdem in Verbindung mit einer sozial-ökonomischen Kritik und argumentierte: Dadurch dass es im japanischen Sozialsystem kaum Möglichkeiten für Frauen gäbe sich finanziell zu versorgen, würden viele durch ökonomische Zwänge in die Prostitution gedrängt. Als Frau ums Überleben zu kämpfen dürfe aber auf keinen Fall Anlass für Bestrafung sein.

Auch mit dem Thema ‚freie Liebe‘ setzte sich Ito sowohl praktisch als auch theoretisch auseinander. In ihrem Text ‚Von einer Frau an ihren Ehemann‘ bemerkt sie selbstkritisch, dass sie sich in ihrer (offenen) Ehe sehr nach traditionellen Rollenvorstellungen verhält. Sie kommt zu dem Schluss, dass sie eine gewisse Distanz zu ihrem Ehemann braucht, um sich selbst als Maßstab zu setzen und sich treu zu bleiben. In weiteren Texten widmet sie sich einer kritischen Auseinandersetzung mit dem Klassensystem und der Ausbeutung von Arbeiterinnen und Mädchen und in ‚Realität ohne Regierung‘ illustriert sie das selbstorganisierte Leben einer ländlichen Dorfgemeinschaft als positives Beispiel für gelebten anarchistischen Kommunismus. Zusätzlich übersetzte sie Texte von Emma Goldman ins Japanische. Ito Noe kritisierte die Obrigkeitshörigkeit in der japanischen Gesellschaft ihrer Zeit scharf und plädierte für einen alltäglich gelebten Anarchismus um in vielfältigen kleinen Schritten den Kokutai[¹] zu unterwandern.

Aufgrund ihrer deutlichen Kritik am politischen System und dem japanischen Herrscher war Ito Noe starker Repression ausgesetzt. Ständig hatte sie Schikanen durch die Polizei zu ertragen, so dass sie kaum das Haus verlassen konnte ohne angehalten zu werden. Dora Russell und ihr Mann Bertrand trafen Ito Noe 1921 gemeinsam in Japan. Auf Dora Russells Frage ob sie nicht Angst habe, dass die Autoritäten ihr etwas antun würden, soll Ito zynisch, mit einer Hand ihre Kehle streifend geantwortet haben: „Ich weiß dass sie es tun, früher oder später.“
Trotz des Wissens um ihre Gefährdung propagierte Ito Noe weiterhin unerschrocken ihre Ideen von einer besseren Gesellschaft und trat öffentlich für ihre Überzeugungen ein.

In dem vom großen Erdbeben von Kanto ausgelösten Durcheinander wurden Ito Noe, ihr zweiter Ehemann Osugi Sakae, selbst Anarchist, und sein sechsjähriger Neffe am 16. September 1923 von der Militärpolizei verhaftet und zu Tode gefoltert. Ihre Leichen wurden anschließend in einer Müllanlage entsorgt. Ito Noe war zum Zeitpunkt ihrer Ermordung 28 Jahre alt.

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[1] Kokutai ist ein Konzept aus dem Japanischen und Beschreibt die Verbindung aus Regierungssystem, nationaler Identität bzw. Einheit und Souveränität des Herrschers

Literatur:

https://libcom.org/history/noe-ito-1895-1923

Terasaki, Akiko & Lenz, Ilse (Hrsg. & Übers.): „Ito Noe – Frauen in der Revolution – Wilde Blume auf unfreiem Feld“, Karin Kramer Verlag, Berlin 1978.