Vortrag: Sex work and femicide. Why „dead hooker“ jokes are a thing

Vortrag am 23.11.2021, 20:30 Uhr im Café am Grün mit Anabel von SWAG (Sex Worker Action Group) – es gilt 2G.

Als Gesellschaft gewöhnen wir uns an konträre Aussagen. Auf der einen Seite, wird es „das älteste Gewerbe der Welt“ genannt. Auf der anderen Seite überrascht es niemanden von Gewalt gegen Sexarbeitende zu hören. Zum Beispiel sind „Tote Huren“ Witze eine eigene Witzekategorie, welche die patriarchalen Framings der Sexarbeit in verquerter Sexualmoral oder expliziter Misogynie durch Skandalisierung und torture porn Entertainment  gesellschaftstauglich machen sollen. Natürlich immer mit der unterschwelligen Androhung, dass diejenigen die sich tatsächlich, und nicht nur vermeintlich, in die Sexarbeit begeben, die Gewalt, die dadurch folgen muss, selbst auf sich ziehen, anstatt diese vielschichtige Gewalt als Instrumente des Patriarchats zu erkennen.

Sexarbeitende werden umgebracht ohne, dass es einen Zeitungsartikel darüber, eine Beerdigung oder zielführende Ermittlungen gibt. „No humans involved“ geschieht auch in Deutschland.

Sexarbeiter*innenrechte retten Leben.

 

Die Veranstaltung findet unter 2G (geimpft/genesen) statt. Bitte denkt an ensprechende Nachweise und Lichtbildausweise.

Wir wollen uns lebendig! Warum wir über Feminizide sprechen müssen – eine Einführung

Am 22.10.2021 um 19 Uhr, online. Link: https://bbb001hz.makeutopia.de/b/mar-n4d-rlc-kej

‚Vivas nos queremos‘ – wir wollen uns lebend ist eine Losung der feministischen Bewegung in Lateinamerika. Sie verweist auf unzählige Morde an FLINT (Frauen, Lesben, inter, nicht-binäre, trans Personen), die aufgrund von Misogynie, Antifeminismus und purem Hass gegen Frauen und Queers getötet wurden. Auch in Deutschland wird im Schnitt alle drei Tage eine FLINT-Person aufgrund ihres Geschlechts getötet, meist durch Personen aus ihrem nahen Umfeld. Das Konzept des Femi(ni)zids greift diese Form patriarchaler Gewalt auf und benennt die dahinterliegenden gesellschaftlichen Strukturen. Feminizid ist inzwischen als Begriff aus feministischen Debatten, auch über den lateinamerikanische Kontext hinaus, nicht mehr wegzudenken. Doch nur langsam wird er auch im medialen Mainstream verwendet, der allzu oft noch von „Eifersuchtsdramen“ oder rassistisch von „Ehrenmorden“ schreibt. Doch was bedeutet das Konzept des Feminizids eigentlich? Warum werden FLINT aufgrund ihres Geschlechts ermordet? Welche gesellschaftlichen Verhältnisse führen zu einer solchen Gewalt? Und nicht zuletzt: Wie können wir politisch Widerstand leisten gegen Feminizide?

Im Votrag „Wir wollen uns lebendig“ diskutieren Susanne Hentschel und Jana Flörchinger von der Initiative #keinemehr Berlin, wie queerfeministische Kämpfe hier in Deutschland und Europa an Debatten um Feminizide anknüpfen können und welches Potential darin liegt, patriarchale Gewalt zu entlarven.

Feminist movements against femicides – a panel on international perspectives

07.12., 7pm, online panel discussion as part of the „Fight Femicide“ series.

Within German discourse, be it in the (political) public, at the university or in media, the mention of feminicides is marginal. Among feminist movements in Germany the fight against feminicides is only just beginning too. In many countries worldwide exists an active feminist mobilization and activism regarding this topic though. International perspectives from the different feminist struggles will be brought together at this online panel.
What can we learn from the feminist struggles against feminicides worldwide? What are the difficulties, what the successes of the respective movements? These questions and more will be the topic of the final event in the series „Fight Femicide“. Activists of „Kadın Cinayetlerini Durduracağız“ from Turkey, „AG feministischer Streik Wien“ from Austria, „femicid.net“ from Russia, „Netzwerk gegen Feminizide“ from Germany and „CEPAM Guayaquli“ from Ecuador will tell us about their experiences and struggles. Together we want to exchange ideas to learn from each other and develop common feminist perspectives.

The event will take place on 07.12.21 at 7pm, online and in English. Link to the event: https://bbb001hz.makeutopia.de/b/mar-n4d-rlc-kej

The event is supported by the „Zentrum Für Gender Studies und Feministische Zukunftsforschung“.

Frauenhasser sucht Frau – Paradoxien und Effekte der Incels

Vortrag von Andreas Hechler am 10.11.2021, 19 Uhr, online (https://bbb001hz.makeutopia.de/b/mar-n4d-rlc-kej).

Als radikalisierte Variante der Pick-Up-Artists und anderer viriler Vollpfosten sind Incels in den letzten zwei Jahren auch in Deutschland bekannter geworden. Wie alle Meister der Misogynie gehen sie die unheilvolle Ménage-à-trois aus entgrenztem Sexismus, rasendem Männlichkeitsfetisch und tödlichen Rachephantasien ein. Der Vortrag informiert über und sensibilisiert für das Online-Phänomen der Incels und der Schwarze Pille-Ideologie unter Rückgriff auf Analysen zu Männlichkeit(sanforderungen), der extremen Rechten und der sexuellen Ökonomie und hält ein Plädoyer dafür, Terrorismus im Geschlechterfeld (endlich) ernst zu nehmen.

Filmvorführung „Nur eine Frau“ mit Input& Diskussion

Filmvorführung „Nur eine Frau“ mit anschließender Diskussion  am 27.11.2021, 19 Uhr in der Rakete im Bettenhaus.  Unter 2G+ Bedingungen (Geimpft/Genesen + tagesaktueller Test!).

Plakat für die Filmvorführung "Nur eine Frau" mit Input zu Ehrenmorden und anschließender Diskussion

Der Film „Nur eine Frau“ erzählt die Geschichte der Deutsch-Kurdin Hatun  Sürücü, auch Aynur genannt, die von ihrem Bruder 2005 in Berlin erschossen wurde. Aynur plant prozessual aus patriarchalen Familienverhältnissen auszubrechen. Sie flieht aus ihrer Zwangsehe, sucht sich einen  Ausbildungsplatz und eine Wohnung für sich und ihren Sohn, legt ihr Kopftuch ab und beginnt eine romantische Beziehung mit einem Deutschen. Ihre Familie fasst Aynurs modernen Lebenswandel als Beschmutzung der Familienehre auf, die lediglich durch den vergeltenden Tötungsakt des Femizids gerettet werden könne. Obwohl Aynur mit den islamischen Werten ihrer Familie bricht und sie von ihren Brüdern mit Gewalt bedroht wird, gelingt ihr kein umfassender Kontaktabbruch. In ihr schlummert ein letzter Rest Hoffnung, der sich nach einer Versöhnung und gegenseitiger Akzeptanz sehnt. Der Film soll zeigen, dass die Familienehre das wichtigste zu verteidigende Gut ist. Verteidigen bedeutet in diesem Fall allerdings gewaltsam durchsetzen. Im Rahmen der Vortragsreihe „Fight Femicides Marburg“ soll vor dem Film ein kurzes Inputreferat gehalten werden, welches die Frage behandelt: „Was sind die ideologischen Spezifika des islamischen Ehrenmords?“. Mit dieser Ausgangsfrage soll im Anschluss zum Film und in Hinblick auf die Veranstaltungsreihe „fight femicides“ eine offene Diskussion geführt werden.

Für die Veranstaltung gilt 2G+, denkt also bitte an eure Nachweise, Ausweisdokumente sowie einen tagesaktuellen Test. Es wird keine Möglichkeit geben, sich vor Ort zu testen!

Femi(ni)zide: Workshop zum Thema „online Datensammlung“

Workshop am 16.11.2021, 15-18 Uhr im Queeren Zentrum Marburg, Liebigstr. 14.

Dieser Workshop befasst sich mit den Grundlagen des Phänomens Feminizid in Deutschland. Innerhalb des Workshops werden wir Input über die verschiedenen Definition, die aktuelle Situation und die digitale Datenerhebung zu Tötungen von Frauen* in Deutschland geben und diskutieren. Ziel ist es, Bewusstsein für das Phänomen des Feminizids zu schaffen und die Komplexität von geschlechtsspezifischer Gewalt zu verdeutlichen. Der Workshop wird von Isabel und Alina von dem Projekt „Feminizidmap“ (feminizidmap.org) auf Deutsch gehalten (Flexibilität mit Englischsprechenden).

Bitte meldet Euch an über:

https://docs.google.com/forms/d/e/1FAIpQLSfIBAweSRg2iXs7K1eevwOJO8b5C05mEbk9qK7i3ovNuVjiXQ/viewform?usp=sf_link

Die Anzahl der Teilnehmenden ist auf 25 begrenzt. Für den Workshop haben wir uns für 2G entschieden, um Gruppenarbeiten besser zu ermöglichen. In dem Workshop sind alle- an dem Thema interessierten Menschen willkommen.

Content Note: In dem Workshop wird es um sehr sensible Themen innerhalb der geschlechtsspezifischen Gewalt gehen. Das Thema Mord an Frauen* wird tiefergehend behandelt. Wenn es diesbezüglich Fragen oder Bedenken gibt, können Sie uns gerne vorab kontaktieren.

Veranstaltungsreihe: Fight Femicide

22.10.21: Wir wollen uns Lebendig! Warum wir über Feminizide sprechen müssen – eine Einführung, mit Susanne Hentschel und Jana Flörchinger (#KeineMehr Berlin)

02.11.21: Feminizide und Männlichkeiten, mit Nadine Seyler (Wendo Marburg e.V.) entfällt leider!

10.11.21: Frauenhasser sucht Frau. Paradoxien und Effekte der Incels, mit Andreas Hechler

16.11.21: Femi(ni)zide – Workshop zum Thema „online Datensammlung“ mit femicidmap.org

23.11.2021: Vortrag zu Sexarbeit und Feminiziden, mit SWAG (Sex Worker Action Group)

27.11.21: Filmvorführung „Nur eine Frau“ mit anschließendem Input und Diskussion

07.12.2021: Feminist Movements against Femicides. A panel on international Perspectives, Podiumsdiskussion, englischsprachig

Kampagne gegen rechten Terror: Ein Einzelfall kommt selten allein

“Ein Einzelfall kommt selten allein”

Die antifaschistische Kampagne startet im Mai 2021 mit einer Demo gegen rechten Terror in Offenbach. Damit und mit der darüber hinaus laufenden Kampagne wird auf die Kontinuität rechten Terrors und die Verharmlosung dessen, durch die stetige Wiederholung des “Einzeltäter”-Mythos, aufmerksam gemacht. Seit Jahren häufen sich die aufgeflogenen rechtsterroristischen Netzwerke in Polizei, Bundeswehr und in anderen Zusammenhängen. Mit der Kampagne möchten wir eine kritische Öffentlichkeit auf rechten Terror richten und spezifische Fälle aus antifaschistischer Sicht näher behandeln.

Website: keineinzelfall.noblogs.org

Twitter: twitter.com/kein_einzefall

„Kampagne gegen rechten Terror: Ein Einzelfall kommt selten allein“ weiterlesen

#KEINEMEHR – Femizide in linken Strukturen

In diesem Aufruf möchten wir die von FLINT in linken Kreisen erfahrene Gewalt nicht länger tabuisieren und aufarbeiten.

Im konkreten Fall geht es um einen gewalttätigen Übergriff eines DIDFs Vorstandes aus dem Jahr 2013, welcher tödlich hätte enden können, dessen Täter bis heute rechtlich und politisch ungeahndet blieb. Ein Angriff, der in einem politischen Umfeld geschehen ist, welches bis heute aktiv ist, und weitere Übergriffe an FLINT ermöglicht. Diese Tat ereignete sich in linken Kreisen und wird dadurch in feministischen safer-spaces fortgetragen, weswegen wir überzeugt sind, umso stärker gegen solche Strukturen vorgehen zu müssen.

Gewalt gegen FLINT-Personen ist auch in „progressiven“, aktivistischen, linken Räumen strukturell bedingt. Diese Gewalt wird auch von Männern reproduziert, welche in der Mehrheitsgesellschaft mehrfache Marginalisierungen aufweisen. Es ist ein Balanceakt, marginalisierte Männer in heteronormativen, weißen, patriarchalen Gesellschaften nicht zu dämonisieren und zeitgleich in Verantwortung gegenüber denjenigen ziehen, welche strukturell vulnerabler sind: BIPOC FLINT-Menschen.

Wir mussten feststellen, dass solche patriarchalen Dominanz-Strukturen, die bundesweit präsent sind, auch in unserer Stadt, in unseren politischen Kämpfen und unter unseren Freund_innen zu Gewalt gegen FLINT führen.

Es geht um Femizide – den Akt der Tötung einer Frau aufgrund ihres Geschlechts. Um gegen Femizide vorzugehen scheitert man bereits schon an der Begriffswahl, denn Femizide werden systematisch unsichtbar gemacht und die Bundesregierung sträubt sich bislang an eine angemessene Definition von Femiziden und damit das Problem in Deutschland überhaupt anzuerkennen.

So bezog sich die Bundesregierung auf eine Femizid-Formulierung der Vereinten Nationen, die davon ausgeht, dass ein Femizid nur dann vorliegt, wenn der Mord an einer Frau nicht strafrechtlich geahndet wird, und behauptete, dass «dieses Phänomen in Deutschland nicht vorkommt». Die Regierung übernahm weder die von der WHO noch die von den Vereinten Nationen angebotenen Beschreibungen und bot keine andere an. Zwar wird nicht mehr direkt verneint, dass Femizide in Deutschland stattfinden, gleichzeitig werden sie aber auch nicht offiziell bestätigt und aufgearbeitet.

Trotz unterschiedlicher begrifflicher Ansätze ist den verschiedenen Beschreibungen des Phänomens eins gemein1: Die Tötung von Frauen und Mädchen aufgrund von tief liegenden Frauenhass wird bereits seit den 1970er Jahren von Feministinnen in der Wissenschaft, in sozialen Bewegungen und im Anschluss auch in den Parlamenten unter dem Begriff des Femizids oder Feminizids gefasst und debattiert, Femizide als extremen Ausdruck hierarchischer Geschlechterverhältnisse und männlichen Dominanz-Bestrebens. Die dieser Problematik zugrundeliegende männliche Vormachtstellung beruht auf der Ausübung von Herrschaft in unterschiedlichen, miteinander verflochtenen Formen, sei es «sexuell, intellektuell, ökonomisch, politisch oder kriegerisch».

Sie tritt dann deutlich zutage, auch in Form von körperlicher Gewalt, wenn diese männliche Position infrage gestellt oder angegriffen wird.2

So nahm die Anzahl der Femizide in Partnerschaften in den 1970 Jahren in den USA mit den Fortschritten feministischer Bewegungen zu. Die Gleichzeitigkeit beider Entwicklungen legt nahe dass die wachsende Unabhängigkeit von Frauen dazu geführt hat, dass einige Männer mit tödlicher Gewalt reagieren. Diese Männer, die sich bedroht oder herausgefordert fühlen, scheinen für sich das Recht in Anspruch zu nehmen, jede Form von Gewalt anwenden zu dürfen, die notwendig ist, um die Herrschaft über die zu behalten, die sie für ihre Untergebenen halten.

Nach den Untersuchungen von Oberlies3 stehen Tötungen in Partnerschaften außerdem oft – aber nicht nur – am Ende wiederholter Gewalthandlungen, weshalb sie, Interventionen von außen vermisst.

Deshalb ist in dieser Hinsicht weiterer Druck notwendig, um die männliche Vormachtstellung zu bekämpfen. Unsere feministischen Räume dienen neben politischer Selbstorganisierung als Schutzräume für FLINTs. Solange unsere Räume von Frauenhasser eingenommen werden, werden wir alle insgesamt in unserem Kampf gegen das Patriarchat geschwächt, was bedeutet, dass damit Sexismus auch nicht gesamtgesellschaftlich untersucht oder adressiert werden kann. Strukturell sexistische Gruppen spalten uns FLINTs, spielen uns gegeneinander aus und schwächen unsere Kämpfe um Befreiung.

Gegen dieses strukturelle Problem gehen linke Gruppen zwar vor, doch wie das bei strukturellen Problemen häufig der Fall ist, scheitern sie daran einen offenen Diskurs zu schaffen, der Betroffene inkludiert. Das eigene politische Verständnis immunisiert einen nicht selbst davor solche Strukturen zu reproduzieren. In Solidarität mit den Betroffenen solcher Gewalt und solcher Ausschlüsse, wollen wir im Folgenden diese patriarchalen Machtstrukturen in der DIDF Jugend an die Öffentlichkeit bringen.

Wir wollen den Frauenhass thematisieren, nachdem über Jahre hinweg, sowohl auf persönlicher als auch auf interner organisationaler Ebene, jegliche Versuche der Betroffenen gescheitert sind, die Ereignisse in den DIDF-Strukturen überhaupt anzusprechen. Die Betroffene wird durch Slutshaming ausgegrenzt und gleichzeitig werden die strukturell patriarchalen Missstände mittels Silencing sowie Ausschluss von Betroffenen und Supporter_innen erhalten. Es ist unbestreitbar, dass hier eine Täter-Opfer-Umkehr stattfindet.

Während die DIDF Jugend immer wieder auf social media den Eindruck erweckt sich gegen Femizide und Gewalt an Frauen stark zu machen, verleugnet sie gleichzeitig strukturelle Gewalt an FLINTs und einen versuchten Femizid in ihren eigenen Reihen. Mit den Worten von Oberlies : «Eine Gesellschaft, die nicht konsequent gegen Gewalt gegen Frauen vorgeht, nimmt deren Tötung billigend in Kauf.»4

Wir fordern die DIDF Jugend dazu auf, Stellung zu beziehen, sowie die politische Auseinandersetzung anzustoßen, um nachhaltig die sexistisch-patriarchalen Strukturen zu ändern. Mit der Öffentlichmachung wollen wir genau die strukturellen Bedingungen angreifen und sabotieren, die Gewalt gegen FLINT*-Personen ermöglichen: den Frauenhass und die Wiederholung von misogyner Gewalt durch das Verschweigen und Leugnen der Gewalt und durch die aktive Täter-Opfer-Umkehr.

Für uns steht außer Frage, dass aus dem Femizidversuch eines DIDF Jugend Vorstands Konsequenzen folgen müssen. Darüber hinaus kritisieren wir den mangelnden Umgang der DIDF Jugend mit dem durch ihren Vorstand ausgeübte Gewalt, sowie die patriarchalen und sexistischen Strukturen, die diesen Übergriff bis heute stützen. Zusätzlich wurden im August 2020 Betroffene, die ebenfalls austraten nachdem sie Sexismus erlebten, von Vorstandsmitgliedern belästigt. Ein weiterer Grund für das Schweigen der Betroffenen ist der Umstand, dass es ohnehin nicht viele migrantische und bundesweit agierende linke Organisationen gibt. Man befürchtet, dass man in einem ständigen Zustand der rassistisch motivierten Unterdrückung durch das Ansprechen von sexistischen Strukturen, die eigene Community schädigt. Die Alternative darf für junge migrantische und linke Frauen aber nicht sein organisiert und sexistisch unterdrückt oder unorganisiert und unversehrt zu sein. Bis heute ist DIDF bei den meisten linken Kundgebungen, Demos und Veranstaltungen präsent und für Betroffene ist die Anwesenheit von Tätern und Täterstrukturen in diesen Kontexten unzumutbar.

Den Unterzeichenden sind die Details und Umstände des Vorfalls bekannt. Aus Respekt vor der Betroffenen, aber auch um eine rechtliche Täter-Opfer-Umkehr zu vermeiden, wird bewusst verzichtet, genauere Details preiszugeben. Bei Bedarf wird im Einzelfall auf diese eingegangen. Darüber hinaus möchten wir verhindern, dass die Erfahrungen von Frauen im Patriachat abermals individualisiert werden: Keine Struktur ist frei von Machtverhältnissen. Gewalt gegen FLINT-Personen und Silencing sind ein bekanntes Phänomen und Gegenstand zahlreicher Forschungen!

Der Fall der Betroffenen ist kein Einzelfall. Nur wenn jetzt eingegriffen wird kann eine Wiederholung solcher oder ähnlicher Gewalt gegen Frauen verhindert werden.

Nachdem wir von diesen Vorfällen und dem strukturellen Slutshaming, Silencing und Ausschließen von Betroffenen erfahren haben, sehen wir es als unsere Aufgabe auf dieses Verhalten aufmerksam zu machen und Betroffene von sexistischer Gewalt zu unterstützen. Wir werden uns unsere Räume zurück nehmen!

Wir fordern die DIDF Jugend auf, Stellung zu den geschilderten Vorfällen und dem strukturellen Silencing gegenüber Betroffenen und FLINT-Personen zu nehmen!

Wir fordern den Rücktritt des Täters aus dem Vorstand!

Wir fordern, dass die DIDF Jugend öffentlich und transparent zeigt, wie sie sich aktiv und nachhaltig mit den eigenen patriarchalen Strukturen auseinander setzen wird! Wir fordern, dass sich über die Aufarbeitung des oben genannten Vorfalls hinaus, Konzepte erarbeitet werden, wie zukünftige Übergriffe verhindern werden können und wie im Falle des Geschehens mit ihnen umgegangen wird!

Wir bitten ausdrücklich darum, diesen Aufruf nicht als Anlass zu sehen, mögliche Betroffene in Erklärungsnot zu bringen, sondern eben diese zu schützen, ihnen zuzuhören und strukturelle Veränderungen einzuleiten.

AFLR Marburg
ag5
ana*m
Decolonize Marburg!
GG VYBE
Las Cayenas
Women’s march Heidelberg
Women Defend Rojava Soligruppe-Marburg